Tales Of Us Hot
Hörspiegel-Meinung
Diese Band darf man ohne Übertreibung als Unikat bezeichnen. Kaum ein Goldfrapp-Album gleicht dem anderen. Das Debütalbum „Felt Mountain“ hatte diesen unverkennbaren Sixties-Bond-Touch, dann folgten mit „Black Cherry“ und „Supernature“ zwei elektronische Dance-Alben mit starkem lyrischen Einschlag und glamourösem Anstrich. „Seventh Tree“ war eine akustische Kehrtwende, eine Reise in die Siebziger. Und dann, mit „Head First“ packten Goldfrapp die 80er so authentisch aus der Mottenkiste aus, dass man glaubte, man tanze hier zu einer verschollenen Laura-Branigan- oder Pat-Benatar-Scheibe.
Anfang September erscheint nun mit „Tales Of Us“ das neueste Studioalbum von Alison Goldfrapp und Will Gregory. Und, was soll ich sagen? Es ist wieder einmal alles anders. Die zehn Stücke enthalten nahezu nicht einen einzigen wirklich tanzbaren Song. Es ist ein akustisches Werk mit viel Charme und Gefühl, jeder Menge Atmosphäre und einem gewissen Einschlag von Filmmusik. Das Film Noir-artige Coverbild trägt ebenso zu diesem Eindruck bei wie die sanfte sinfonische Orchestrierung. Die Stücke tragen allesamt Vornamen als Titel. Eine schöne Idee.
Der Gesang von Alison Goldfrapp ist am ehesten mit der Produktionsweise von „Feld Mountain“ vergleichbar, die Musik klingt wie ein Mix aus „Felt Mountain“ und „Seventh Tree“, aber sehr viel reifer und erwachsener. Was mir fehlt, sind die smashigen Melodien. Es gibt Augenblicke auf dem Album, da blüht plötzlich ein Strauß aus bunten, emotionalen Explosionen auf. Aber ich kann die Melodien nicht gerade als „catchy“ bezeichnen. Das war auf „Head First“ ganz anders. Deshalb vermute ich, dass „Tales Of Us“ ein Slowburner ist. Die Qualität der Stücke kann man deutlich spüren, sie brauchen nur ihre Zeit um anzukommen und sich im Ohr heimisch zu fühlen.