Franz Josef Strauß: 'Mich können Sie nicht stoppen, ich bin da!' Hot
Hörspiel
Rückentext
Ein Porträt in Originaltönen“Das geht Sie – ich sage jetzt einen ganz vornehmen Ausdruck – einen feuchten Staub an.”
Gehasst und verehrt, vergöttert und verflucht: Franz Josef Strauß war der umstrittenste Politiker der alten Bundesrepublik. Man verachtete ihn, oder man huldigte ihm, bisweilen wie einem König.
Auf dem Höhepunkt seiner Macht innerhalb der Union, im Bundestagswahlkampf 1980, der die Republik in zwei sich erbittert befeindende Lager teilte, unterlag Strauß dem Amtsinhaber Helmut Schmidt.
Ausfälle, Invektiven, Injurien, Pöbeleien – und hochkomische Stegreifwendungen, fantasievolle Bilder, barocke Satzbauten: Mit dem Redner Strauß konnten es lediglich seine schärfsten politischen Gegner Herbert Wehner und Helmut Schmidt aufnehmen. Diese Doppel-CD zeichnet die vielen, oft eskalierenden Rededuelle im Deutschen Bundestag nach, sie dokumentiert den bajuwarischen Bierzeltrhetor genauso wie den grandiosen Redner und skrupellosen Taktiker.
“Ich bin weder Heiliger noch ein Dämon. Ich bin kein ausgeklügeltes Buch, sondern ein Mensch in seinem Widerspruch”, sagte Strauß selber. Diese Doppel-CD ist das komisch-ernsthafte Porträt eines widersprüchlichen Menschen, der nicht nur über die Macht des Wortes, sondern genauso sehr über die Macht einer herausragenden politischen Führungsfigur verfügte.
Hörspiegel-Meinung
Wie schon in den vielen bisherigen Politiker-Features von Jürgen Roth weist auch seine kleine Revue über Franz Josef Strauß jede Menge Humor und Ironie auf. Mit zahlreichen O-Tönen kommen Strauß, seine Weggefährten aber auch Gegner zu Wort. Und Roth geht nicht zimperlich mit Kritik um.
Die Zwischentexte werden weitest gehend von Gert Heidenreich im Dokumentations-Stil gelesen, der aber ab und zu auch einen gewissen Schalk im Nacken stimmlich durchblicken lässt. Kabarettist Gerhard Polt gibt ebenfalls einige Anekdoten zum Besten. Musikalisch untermalt wird dieses Porträt auf 2 CDs mit bayerischer Musik von Fünferl.
Wo das Stoiber-Porträt auf Grund der vielen unfreiwillig komischen Vorlagen eher einen witzigen Grundkonsens hatte und die Helmut Schmidt-Revue ob der rhetorischen Gewandtheit ihres Protagonisten eher auf einer ernsten Basis fußte, ist das Strauß-Feature eine Mischung aus beidem. Strauß ist ein gekonnter Redner, aber auf eine viel provokantere und stammtischartige Weise als Schmidt, so dass das abschließende Gefühl nach dem Hören der 2 CDs eher dem des Kopfschüttelns über einen Politiker nahe kommt, der sich selbst als der Mittelpunkt des großen Ganzen gesehen hat und seine Macht auch unverblümt im persönlichen Interesse einzusetzen wusste.