Argante Hot
Alina Jensch
13. Juli 2023
Musik
Interpret/Band
Unter-Genre
Label
Veröffentlichungs- Datum
16. Juni 2023
Format
Download
Bandwebsite
Hörspiegel-Meinung
Alina Jensch
Gesamtwertung
9,0
Zugegeben, Classic Rock ist nicht mein Fachgebiet, und ohne persönlichen Bezug hätte ich auch nie zu dieser Band gefunden, doch umso erfreulicher ist es dann, einen richtigen Schatz für sich zu entdecken.
In meinem Fall kam ich nun also über Thomas Clifford zu THE SIGIL, denn den kennen wir schon als begnadeten Sänger der Death Metal-Kappellen ABSCESSION und THRONE OF HERESY – und erlebte ihn weniger knurrend als Balladen-Gastsänger auf dem letzten ASH OF ASHES Album. Sein jetzt angepriesenes Rock-Projekt THE SIGIL macht also besonders vor diesem musikalischen Hintergrund ziemlich neugierig.
In der jetzt erschienen Debüt-EP „Argante“ vereint sich das bisherige Schaffen der Jungs aus Linköping, denn vier der fünf Songs wurden schon seit 2020 häppchenweise veröffentlicht. Den geneigten Hörer erwarten hier 26 Minuten ausgefeilter Rock-Genuss, der durch sein melodiöses Songwriting, filigranes Gitarrenspiel und eine hervorragende Produktion zu begeistern weiß. Die inhaltlich okkulten Themen spiegeln sich auch im Sound wider, unterstützt durch ein latent düsteres Flair und einen deutlichen 70s-Einfluss, ohne dabei altbacken oder abgenudelt zu klingen.
Den Auftakt macht mein Lieblingssong der Platte, „The Shape Of Shadows“, ein knackig grooviges Stück mit viel Atmosphäre, ordentlich Attitüde und einem ergreifenden Refrain. THE SIGIL steigen hier direkt mit all ihren Stärken ein und outen sich als bewährte Profis ihres Handwerks. Die Rolle des Rocksängers steht Thomas übrigens ganz ausgezeichnet, der im Laufe der fünf Songs seine Versatilität auch in diesem Genre zufriedenstellend unter Beweis zu stellen weiß.
Weiter geht es mit dem flotteren „Sanguine Spirits“, einer etwas straighteren Hardrocknummer zum Mitwippen mit epischen Momenten. Danach folgt der verhältnismäßig langsamste Song der Auswahl, „The Ailing Hour“, das eine melancholisch, doomige Schwere und einen schaurig schönen Gesangsbeitrag von Maliika mitbringt. Wieder aufgeweckter wird es dann in „Spirit Of The Wild“, das neben seinem erhabenen Refrain ganz schön freche, beinah punkige Hardrock-Attitüde versprüht. Abschließend erwartet uns der einzige bisher unveröffentlichte und wohl härteste Song der EP: „Absentia“. Spätestens hier spürt man unverkennbar, dass die Musiker eigentlich im Metal beheimatet sind und sich nicht scheuen Einflüsse aus ihren Genre-Backgrounds mit einzubeziehen.
Seit Veröffentlichung der ersten Single wurde das anfängliche Duo aus Thomas Clifford und Gitarrist Tomas Göransson um eine weitere Gitarre (Henrik Albinsson), Bass (Daniel Börefelt) und Schlagzeug (Joakim Bergman) auf ein Quintett erweitert und – so viel wurde bereits verraten – auch schon an einem kommenden Album gebastelt.
THE SIGIL legen mit „Argante“ also den Grundstein für das, was da noch kommt, und das verspricht Großes, denn die Schweden liefern hier ganz und gar authentisch klingendes, erdiges und mitreißendes Material höchster Qualität ab. Stark!