Dear You Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Monkeybar! Wow, was für ein ungewöhnliches Klangkaleidoskop! Die norwegische Band besteht aus zwei Musikern: Steinar Nickelsen (Keys, Vocs) und Erik Nylander (Drums/Drum Machine). Ihre Musik ist schwer einzuordnen. Die im Beipackzettel genannten Genres treffen es zwar ganz gut, aber drücken nicht die komplette Bandbreite aus: Alternative Pop, Jazz, Techno. Letzteres finde ich nicht wirklich, und wenn dann nur versteckt.
Was vorherrscht sind die seltsamen Stimmungen, die teilweise witzigen elektronischen Spielereien und Sounds wie aus dem 70er-Jahre-Experimentierlabor. Die Beats sind feucht, beinahe schon nass. Sie holpern gerne, ebenso die instrumentalen Lead-Spuren. Und es gibt die Momente, in denen aus Minimalismus eine weite Landschaft wird. Mit kleinsten Möglichkeiten! Wenn Melodien kommen, dann sind sie so charmant geschrieben und klug entwickelt, dass es eine Wonne ist, zuzuhören.
Ich fühle mich ein bisschen an Kraftwerk erinnert, ein bisschen an Air und vielleicht auch ein bisschen an Jean Michel Jarre. Vor allem aber fasziniert mich die Zurückhaltung der Musiker. Hier will niemand etwas beweisen. Man kann es einfach. Einfach so. Sogar der sakrale Touch in Stücken wie Lascia Ch’io Pianga“ oder „Vangalos“ kommt unpathetisch und angenehm leichtfüßig rüber.
Diese Lieder erzählen Geschichten. Nicht nur, wenn Vocals mit im Spiel sind, wie beispielsweise bei „Dear You“, das Nickelsen für sein altes Zuhause geschrieben hat, als dieses nach dem Umzug leer stand und er sich verabschieden musste. DAS sind noch Geschichten und Emotionen, meine Damen und Herren!
Intelligente Musik, die mir nur an wenigen Stellen etwas zu seicht oder gezielt verwirrt ist. Alles in allem haben Monkeybar mit wenigen Worten und wenigen Instrumenten ganze, kleine Welten geschaffen.