Sinister - Original Motion Picture Soundtrack Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Christopher Young ist ein „alter Hase“ unter den Filmkomponisten. Er hat bereits Blockbuster wie Spiderman 3, Ghost Rider oder Hellraiser mit einem entsprechenden Soundgewand ausgestattet. Für seine zweite Kooperation mit Regisseur Scott Derrickson zu dessen aktuellen Horror-Thriller „Sinister“ konnte Young sich einmal auf eine ganz andere Weise austoben. Wo sonst Orchestren zum Einsatz kommen, hat Young sich erstmals ausschließlich auf einen synthetischen, Sound-Design-orientierten Soundtrack konzentriert.
Wie klingt also ein moderner Geist? Young zeigt es uns auf eindrucksvolle Weise. Sein Score ist verstörend. Der Backbone ist sehr ambient-lastig. Stöhnende, kriechende, tiefe Klänge ziehen sich. Fette, disharmonische Bläser deuten schlimme Situationen an, elektronische Beats mit tiefen Bässen und Subbässen stolpern geradezu durch die Einstellungen, hier gibt es kaum Rhythmen, die man verfolgen kann. Radiorauschen und andere atmosphärische Störungen erschallen, um kurz darauf abgehackt beendet zu werden. Leise flüsternde Stimmen ertönen – oder doch nicht? Piano-Passagen sorgen für ein klassisches Horrorhaus-Feeling. Man hört Soundfragmente von Schreien, Kreissägen, schmatzenden Flüssigkeiten, Maschinen, Elektrizität, abrupte, absolute Stille, umgekehrte Becken und Stimmen…
Kurzum: Es ist ein einziger Horrortrip! Man fühlt sich unwohl und beobachtet. Dann gibt es wieder ganz lange, ruhige Passagen, in denen nichts zu geschehen scheint außer ein paar wummernden Tönen – SCHOCKEFFEKT – und weiter geht’s!
Gekrönt wird der Score durch den Track „Sin Sister Sweet“, einer Suite des gesamten Scores. Bester Track ist für mich jedoch der offenkundige Titeltrack des Scores: „Sinister“. Mit einer richtigen Melodie, die zwischen dem ganzen Ghost-Industrial-Noise hindurch scheint und mich an eine Mischung aus John Carpenters „Halloween Theme“ und Mike Oldfileds „Tubular Bells“ aus „The Exorcist“ erinnert. Melodisch zwischendurch unterstützt von einer schreienden Lead-E-Gitarre. Und immer wieder diese verstörenden Noises. Außergewöhnlich! Klasse! Dieser Track wurde auch gleich noch von COLLAGE geremixt, und von ihnen klingt der Track nach einem klassischen Dark-Dance-Stück, das man getrost in jeder Gothic-Disko auflegen kann. Ob man den Rest des Scores allerdings als Hör-„Genuss“ gezeichnen darf, ist fraglich. Ist in jedem Fall löst er Assoziationen und stellenweise durchaus Angst aus.
„Sinister“ von Christopher Young ist der passende Soundtrack für das anstehende Halloween-Fest. Geben Sie ihren Kindern ein Abspielgerät mit diesem Score mit auf den Weg durch die Nachbarschaft, und die „Süßes oder Saures“ wird sich um ein vielfaches erhöhen.