Zacharias Hot

Nico Steckelberg   14. Februar 2012  
Zacharias

Film-Tipp

Studio/Verlag
Erscheinungsjahr
Anzahl Medien
1
FSK-Freigabe
ohne Einschränkung

Rückentext

Irene Dische folgt in diesem filmischen Portrait dem Lebensweg ihres Vaters. Liebeserklärung, Zeitdokument und Kunstwerk zugleich, gefilmt im New York der achtziger Jahre.

Auf seinen Gehstock gestützt läuft der neunzigjährige Zacharias Dische durch die Straßen Manhattans und zeigt der Kamera sein ganz persönliches New York. Der Streifzug ist unterbrochen von seiner Lebenserzählung, ein Leben, das geprägt ist von der Finsternis des zwanzigsten Jahrhunderts: die glückliche Kindheit in Lemberg, Studium und Forschung in Wien und schließlich die Flucht vor den Nazis nach New York, wo er eine Professur an der Columbia University annimmt. Eines begleitet ihn immer: die Liebe zu sich selbst und dem Leben. Und am Ende bleibt allein die Einsamkeit als unverlierbarer Weggefährte.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
10,0
Darsteller 
 
10,0
Soundtrack 
 
7,0
Aufmachung/Extras 
 
5,0
Gesamtwertung 
 
8,0

Der Biomechaniker Zacharias Dische ist vordergründig ein kluger alter Mann, der in der urbanen Isolation der Großstadt seinen Lebensabend verbringt. Seine Tochter Irene Dische drehte im Jahr 1986 einen Dokumentarfilm über ihren Vater. Diesen Film hat der Hoffmann und Campe Verlag glücklicherweise wiederentdeckt und in Kooperation mit dem ZDF veröffentlicht.

„Zacharias“ ist so liebevoll gemacht wie ein Märchen. Man spürt sofort die Verbindung zwischen Regisseurin und dem Protagonisten. Der seinerzeit über 90-Jährige erzählt aus seinem Leben. Von seinen ersten Kindheitserinnerungen, dem Krieg, seiner wissenschaftlichen Arbeit, seiner Neigung zur Kunst, der freiheitlichen Erziehung seiner Eltern, der Angst davor, nicht mehr viel älter werden zu dürfen, der Furcht vor der Isolation. Seine Tochter fängt seine Worte ein und untermalt sie mit langen Bildpassagen, die Zacharias langsam aber zielstrebig mit seinem Stock durch das New York der 1980er-Jahre spazierend zeigen.

Die Wehmut, die den gesamten Film begleitet, zeigt sich zum Beispiel in Zacharias‘ Geschichte vom Halleyschen Komet. 1910 sah er ihn zum ersten Mal und war ganz verzaubert von seiner Schönheit. In seinem Leben hatte er immer den Wunsch, den Kometen wiederzusehen, was ihm auch 1986, einige Monate vor seinem Tod, gelang.

Diese Dokumentation ist vieles. Sie ist eine Liebeserklärung an den Vater, eine künstlerische biografische Aufbereitung, ein urbanes Landschaftsbild des New York der Achtziger, eine Studie über die Angst vor Isolation und der Leere nach dem Tod.

Ergreifend, bewegend, sehenswert.

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