Sweet Tooth (2) – Gefangen Hot
Comic-Tipp
Rückentext
Gus, der Junge mit dem Geweih, muss auf die harte Tour lernen, dass es keine guten Menschen auf der Welt gibt. Er hatte geglaubt, dass der Mann namens Jepperd ihn in Sicherheit, nämlich in ein Reservat für Hybridkinder wie ihn, bringen würde. Doch in Wahrheit verkaufte ihn Jepperd an einen Militärstützpunkt, wo man Gus in einen Käfig steckte. Und wer von dort abgeholt wird, taucht nicht wieder auf ...
Hörspiegel-Meinung
Der zweite Teil von Jeff Lemires „Sweet Tooth“ entführt den Leser eine Etage tiefer in den „Kaninchenbau“. Die unbarmherzige Endzeitwelt nach dem Ausbruch der großen Seuche ist die eine Seite der Medaille. Was Menschen anderen Menschen antun, um an ein Gegenmittel zu gelangen, wird diesmal in zahlreichen Retrospektiven gezeigt. Sowohl aus Sicht des vom Leben gezeichneten Antihelden Jepperd, der sich schmerzlich an die Zeit erinnert, in der er und seine schwangere Frau ums nackte überleben kämpften. Als auch aus der Sicht des Tier-Kindes Gus, genannt Sweet Tooth, der am eigenen Leib erfahren muss, wie sadistisch die Untersuchungsmethoden der selbsternannten Forscher sind.
Jeff Lemire schafft es, seiner Geschichte tatsächlich noch eine tiefere Ebene zu verleihen, in der vor allem die neu erkennbaren Zusammenhänge für ein großes Story-Plus im Vergleich zum ersten Teil sorgen.
Die Zeichnungen gefallen mir sehr gut. Lemire zeichnet mit groben Strichen, die Proportionen dürfen sich auch mal verschieben. Sowohl was die Gesichter als auch den Körperbau seiner Charaktere angeht. Und dennoch macht gerade dieses Raue den besonderen Charme aus und unterstreicht die Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit der Welt, in der Gus lebt. Die Kolorierung ist zweckmäßig und gut. Insbesondere die Leuchteffekte sind – im wahrsten Sinne des Wortes - immer mal wieder ein kleines Highlight auf einigen Seiten.
Ich kann diesen Comic allen Fans von Cormac McCarthy, Mad Max oder Stephen Kings „Der schwarze Turm“ nur wärmstens empfehlen.