Die Stadt der Diebe Hot
Michael Brinkschulte
09. September 2024
Buch-Tipp
Autor(en)
Anzahl Seiten
400
Verlag
Erscheinungsjahr
Internetlink
Rückentext
Die Stadt der Diebe
ist nur eine von 15 neuen Erzählungen dieser Anthologie rund um Karl Mays Helden Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Neun moderne Autoren und Autorinnen - Nina Blazon, Thomas Le Blanc, Alexander Röder, Friedhelm Schneidewind u.a. - führen die beiden Freunde diesmal nicht nur in die Weiten der Wüste oder die Bergwelt des wilden Kurdistan, sondern auch in die alten und geheimnisvollen Städte des Orients. Sei es in Mossul, Kairo oder Istanbul, Damaskus, Sakkara oder Isfahan - wohin Kara und Halef ihre Reisewege auch lenken, folgen ihnen abenteuerliche Verwicklungen und unweigerlich auf dem Fuße. So bekommen sie es unter anderem mit ehrenwerten Dieben und seltsamen Schmuckstücken zu tun, mit Schutzgelderpressern, betrügerischen Doppelgängern ihrer selbst, abtrünnigen Offizieren des osmanischen Heers und vermeintlichen Gespenstern.
Hörspiegel-Meinung
Michael Brinkschulte
Story/Inhalt
8,0
Atmosphäre
8,0
Aufmachung
10,0
Gesamtwertung
8,7
Auf 400 Seiten versammelt Herausgeber Thomas Le Blanc, eingeleitet durch ein Vorwort neue Geschichten um Karl Mays Orient-Helden. Dabei steuern einzelne Autorinnen und Autoren gleich zwei Geschichten bei. So auch Alexander Röder, der die titelgebende Geschichte als Einstieg ins Buch präsentiert und in der Mitte des Buches noch ein weiteres Abenteuer in "Die Schrecken Persiens" beschreibt. Die Startgeschichte bietet Spannung, interessante Wendungen und die Begegnung mit den auch im Rückentext schon erwähnten "ehrenwerten Dieben".
Aus der Feder von Bianca M. Riescher, Thomas Le Blanc, Christian Künne und Friedhelm Schneidewind stammen, neben dem schon benannten Alexander Röder, je zwei aus der von Nina Blazon, Sabine Frambach, Kai Riedemann, und Hubert Hug jeweils eine Erzählung dieses Bandes.
Die Stories werden immer wieder durch Fußnoten mit Karl Mays Werk verzahnt, sodass die Leserschaft die Option hat, sich die ausgegriffenen Gegebenheiten in den gesammelten Werken erneut vor Augen zu rufen. Hinzu kommen weitere Fußnoten mit Begriffserklärungen.
Die Handlungen der einzelnen Geschichten greifen jeweils Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar auf, bringen darüber hinaus aber auch ein Wiedersehen mit bekannten Wegbegleitern aus Mays Kosmos - mal nur erwähnt, mal auch in direkter Begegnung - und darüber hinaus auch eine ganze Reihe interessante Querbezüge anderer Art. So bringt die zweite Geschichte "Die Totenbraut" Kara Ben Nemsi mit Abraham Stoker in Kontakt, der besser bekannt unter seinem Kurznamen Bram Stoker und als Schöpfer der Romanfigur "Dracula" ist. Dieser sammelt in der vorlegenden Story Impressionen und macht sich zu Ritualen und Vorkommnissen Notizen für seinen Roman, die diesen bereichern sollen.
Mit "Vogelfrei" steuert Sabine Frambach eine in Kapitel gegliederte Handlung bei, die zunächst auf eine Befreiung eines zu Unrecht gefangenen Mannes herauszulaufen scheint, dann aber doch eine nicht dem Happy End zusteuernde Wendung erhält. Auch andere der Geschichten sind nicht immer auf ein gutes Ende aus, einzelne lassen die Enden auch offen, lassen Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar nach gelungener Hilfe überflüssig werden, sodass zum Beispiel die "Schutzgelderpressung von Istanbul" durch die Erpressten im weiteren Verlauf selbst bekämpft werden kann.
Friedhelm Schneidewinds erste Geschichte im Buch "Rätsel von Damaskus" greift mit veränderter Orient-Szenerie eine Sherlock Holmes Geschichte auf, die er am Ende des Textes auch benennt und auf die doppelte Hommage mit Kara Ben Nemsis Figur in der Rolle des Sherlock Holmes anführt.
Die im Buch gesammelten Geschichten bringen in unterschiedlicher Länge von mal wenigen bis hin zu rund 90 Seiten bei "Das Felsendorf" von Hubert Hug eine gelungene Sammlung im Stile und mit den Figuren Karl Mays zur Leserschaft, die unterhaltsam, mal spannend, mal melancholisch und auch tragisch daher kommen. Ob Gedächtnisverlust Kara Ben Nemsis mit langsamer Rückkehr der Erinnerungen, der Begegnung Kara Ben Nemsis mit sich selbst in "Zwei Betrüger" oder die erweiterten Beschreibungen der Ereignisse in den Städten und Gegenden, in die Karl May seine Helden schickte, deren Aufenthalt er dort aber nicht ausführlich darstellte, alle Geschichten haben ihren Anteil daran, die Welt um Karl Mays Figuren noch genauer zu umreißen. Im Fokus stehen dabei der Zusammenhalt der Freunde und der nicht immer erfolgreiche Kampf gegen das Böse.