Bitter And Twisted

Bitter And Twisted Hot

Nico Steckelberg   13. September 2015  
Bitter And Twisted

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

Der Geschichtenerzähler ist wieder da! Paul Roland, seines Zeichens Autor von Fachbüchern über Okkultes, Unerklärbares, übernatürliche Phänomene und komplexe Persönlichkeiten sowie langjähriger Psych-Pop-Guru, bringt ein neues Album raus. Dabei fühlt es sich gar nicht neu an, denn schon bei den ersten Tönen fühlt sich ein Roland-Fan wie ich direkt heimisch: Der Opener „I’m The Result of an Experiment (Which Went Hideously Wrong)“ – allein für den bildhaften Titel sollte es einen Kreativitäts-Preis geben – weckt Assoziationen zu seinen früheren Werken. Die Drums, der Gesang, die Gitarren, alles hat einen gewissen Garage-Sound, ohne dabei den folkigen Backbone zu verlieren, der Roland ausmacht.

Dieser bewusst „schrebbelige“ Sound setzt sich auch bei den folgenden Tracks fort. Dieses Album ist mal wieder viel mehr eine Kurzgeschichtensammlung als ein klassisches Folk-Rock-Album. Genial! Die Themen sind wieder mal so typisch Roland-like: Mal spooky, mal psychedelisch, mal spirituell und okkult. Aber immer in Erzählform.


Übrigens: Die angeschnittenen Musik-Genres sind deutlich facettenreicher als es die Bezeichnung „Folk Rock“ ausdrücken könnte. Es gibt den klassischen Blues („Bitter and Twisted)“, Stücke mit gewissem Ethno- bzw. Oriental-Touch („Another Me“), die straighten Rock-Songs („Catatonic“), Western-Folk („William Bonny’s Trigger Finger“), den perfekte Beat-Oldie („Born In The 60s“) oder die total abgedrehten Psycho-Musical-Tracks („Zanti Misfits“, basierend auf einer Outer Limits-Folge der ersten Staffel).

Gewünscht hätte ich mir, dass hier und da ein Keyboard-Solo oder eine Keyboard-Violine durch einen Woodwind- und / oder Violinen-Solisten ersetzt worden wären. Die kleinen Kammerorchester-Sounds haben die früheren Roland-Alben stets sehr aufgewertet. Auf „Bitter and Twisted“ klingen diese Parts sehr „keyboardig“. Passt zwar zum unverkennbaren Sound dieses Albums, aber vielleicht gelingt es Paul Roland ja für eines der nächsten Alben wieder einen „echten“ Musiker für solche Arrangements zu gewinnen.

„Bitter And Twisted“ wird jedem Paul-Roland-Fan gefallen, der mit den rockigeren Seiten der Alben „Duel“, „Danse Macabre“ oder „Sarabande“ etwas anfangen konnte! Wer den britischen „Psych Pop Guru“ noch nicht kennt, dem empfehle ich, sich das Booklet mit den Texten während des Hörens mitzulesen. Dadurch entfalten die Songs ihr wahres Potenzial: Diese Mischung aus Storys, Sounds und Atmosphäre finden Sie nur bei Paul Roland.

Als Anspieltipps möchte ich bewusst die folgenden, leiseren Tracks nennen: „Hugo“, „Professor Feather“ und „Another Me“.

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