Alles nix konkretes

Alles nix konkretes Hot

Sören Wolf   23. März 2016  
Alles nix konkretes

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Label
Veröffentlichungs- Datum
18. März 2016
Format
  • CD
  • Download
  • Vinyl
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
7,0

13.09.2014 im Feierwerk in München. Es steigt gerade das Festival des Münchner Labels
Flowerstreet Records und ich studiere die Bandliste; da steht dann dieser selten bescheuerte Name AnnenMayKantereit auf dem Plakat. Die Konzerte finden in zwei Hallen statt, und als das vorletzte Konzert von Five!Fast!!Hits!!! läuft, fordern sie die Zuschauer auf doch bitte sofort noch in die andere Halle zu gehen um unbedingt diese Kölner von AnnenMayKantereit anzuschauen. Was dann in der Halle zu sehen war, ist kaum in Worte zu fassen. Der Raum ist mit einer Energie gefüllt, die bis unter die Hallendecke geht. Die Spielfreude der Band ist so hoch wie beim BVB in der Meistersaison 2010/2011 und diese Stimme von Henning May, der auch die Mundharmonika und Melodica bedient, ist so dreckig und erfrischend wie das Gegenteil irgendwelcher Soulstimmen von 08/15-Castingkaspern.

In der Zwischenzeit hat die Band eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die in jüngerer Zeit ihresgleichen sucht. Von dem Status als Straßenband, die für wenig Geld überall spielt, haben Sie sich mittlerweile losgelöst. Eine durch Crowdfundig finanzierte EP hat in drei Tagen die Produktionskosten reingebracht, alle Konzerte sind immer sofort ausverkauft, egal wo die Jungs auftauchen.

Man kommt also nicht umher zu begreifen, dass AnnenMayKantereit mit ihrer Musik und diesen Texten in Deutschland einen Nerv bei der breiten Masse getroffen haben. Schnelle Songschreiber sind die vier Kölner dabei bei weitem nicht. So sind die Songs vom ersten regulär über eine Plattenfirma veröffentlichten Album überwiegend bekannt, zum Teil noch von dem ersten in Eigenregie produzierten Album, der darauf folgenden crowdgefundeten EP und natürlich von den Konzerten. Moses Schneider, der bei seinen Produktionen stets alle Musiker im Zusammenspiel aufnimmt, hat das Album produziert. Und leider muss man es so sagen: Das große Manko des Albums ist irgendwie, dass es zu glatt klingt. Die Euphorie der Band, die Ungeschliffenheit aus den Anfangstagen ist einer professionelleren Herangehensweise gewichen, die den Jungs leider nicht mehr so gut zu Gesicht steht. Die Produktion wirkt of klinisch, die Stimme von Henning May ist etwas in den Hintergrund gemischt und wirkt dann gleich gar nicht mehr so besonders, der Geist, der seinen Gesang live auszeichnet, ist verflogen.

Die Songs und die Texte bedienen natürlich immer noch die Themen der Mittzwanziger, gefangen zwischen Anspruch und Realität, unklarem Beziehungsstatus und Leben in WGs. 
AnnenMayKantereit bleiben eine Band, die live mehr überzeugen kann als auf einem Album. Das muss ja auch gar nicht verkehrt sein, im Gegenteil. So endet der letzte Song „Das Krokodil“ mit einer Beschreibung des Tourlebens und dem ernüchternden Alltag, der Phrasen und Aufgesetztheit der Leute, die es mit sich bringt.

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