Silver Linings Hot

Es gibt ja Singer-Songwriter und es gibt Singer-Songwriter. Wenn das erste Album noch wie eine Offenbarung klingt, flacht die Qualität nach der zweiten oder dritten Veröffentlichung merklich ab. Spätestens dann besteht die Gefahr, sich im Kreis zu drehen, sich selbst zu kopieren oder in Belanglosigkeit abzustürzen.

2014 erscheint nun bereits das vierte Studioalbum des Belgiers. „Silver Linings“ heißt es, und ich finde es richtig gut! Milows Sinn für Balance ist beachtlich. Die Stücke halten stets das Gleichgewicht zwischen Fröhlichkeit und Melancholie, verträumter Langsamkeit und beschwingtem Tempo, Akustik und fetter Pop-Produktion. So sind vor allem die kleinen Feinheiten wie der weibliche Backing-Gesang oder die rührenden Streicherarrangements das Tüpfelchen auf dem i.

Am allerbesten jedoch gefällt mir, dass Milow noch Geschichten zu erzählen hat. Ganz gleich welcher Song, es steckt immer eine Idee dahinter, Bilder entstehen. Und so darf man sich entspannt zurück lehnen und ein Album von sprachlicher und musikalischer Schönheit genießen. Da macht es auch nicht viel aus, dass Milow stimmlich kaum aus sich herauskommt. Den einen oder anderen kleinen vokalen Gefühlsausbruch würde ich mir für die Zukunft noch wünschen, dann wäre es perfekt.

Anspieltipps: „We must be crazy“ und „Wind me up“