Ancient Call Hot

„Ancient Call“ (chin. „Yuan Gu Hu Huan“) heißt das gerade erschienene dritte Studioalbum der chinesischen Folk Metaller Tengger Cavalry (chin. Tie Qi) und es tut mir fast schon um mich selbst leid, dass ich diese Band bis dato nicht kannte. Musiziert wird überall auf der Welt und gerade Metal mag man oft nicht anhören, wo er herkommt – umso schöner finde ich es, wenn landestypische Elemente Verwendung finden und dem internationalen Hörer Melodien und Eindrücke vermitteln, die ihm so vielleicht noch nicht geläufig sind.

Und genau das machen Tengger Cavalry mit einem überwältigenden Ergebnis: Der regionale Einfluss dieser Band, die ihre Musik selbst als North Asian Nomadic Folk Metal beschreibt, kommt aus der Musik der Mongolei und mittelasiatischen Völker und zwischen die üblichen Gitarren und Schlagzeug reihen sich Mongolische Pferdekopfgeige und Dombra wie selbstverständlich.
Aber nicht nur an der Instrumentalfront gibt es exotischen Zuwachs, denn gesanglich werden die soliden Growls mit mittelasiatischem Kehlkopfgesang (man stelle sich den Klang einer sehr tiefen Maultrommel vor – nur ohne Hilfsmittel) aufgepeppt.

Gegrowlt wird auf Englisch und thematisch geht es auf „Ancient Call“, wie für den Musikstil nicht unüblich, um Krieger, Landschaftsszenen und Mythisches; in diesem Fall mit Einflüssen von Schamanismus und Buddhismus. Die zehn Songs auf dem Album sind sehr atmosphärisch, temporeich und beeindrucken mit mitreißenden Melodien und viel Dramatik. Das musikalische Fundament kommt aus dem europäischen Death und Black Metal, wirkt also überwiegend düster und bedrohlich, auf dem die asiatische Instrumentalisierung faszinierende Melodien zaubert.

So weit, so gut, aber wie schneidet das Album abseits der östlichen Einflüsse ab? Kein bisschen schlechter! Alle Musiker haben von den Besten gelernt, die Aufnahmen und Produktion sind erstklassig und auch das spannende und sehr abwechslungsreiche Songwriting kommt nicht von ungefähr – schließlich ist Hauptsongwriter Nature Tianran Zhang ein erfolgreicher Filmkomponist. Und mit Filmmusik lässt sich das Album auch sehr gut umschreiben, denn zu den vielseitigen Klangsphären kann man sich sehr gut weite Landschaften, Felsklüfte und atemberaubende Naturschauspiele vorstellen – nur in düster und voller Gefahren.

Die 42 Minuten Spieldauer des Album vergehen im Nu und genau die Zeit sollten sich (Folk) Metal Freunde unbedingt nehmen und dem „Ancient Call“ dringend folgen!