Haunted by You Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Die zehn ist voll! Rachael Sage ist so unglaublich produktiv. Die US-amerikanische Singer-Songwriterin und Produzentin veröffentlichte ihr Debut-Album „Morbid Romantic“ bereits 1995. Es ist beinahe so, als könne man Rachael Sages musikalischen Reifeprozess an den Coverbildern ablesen. Vergleichen Sie nur einmal die Albumcover von „Painting of a Painting“ (2001) und „Haunted by You“ (2012). Es handelt sich in der Tat um dieselbe Frau.
Mit ihrem zehnten Studioalbum „Haunted by You“ bleibt sie ihrem Stil grundsätzlich treu. Luftige, sehr weibliche Stücke, die immer eine süße Art der Schwere in sich tragen. Aber der gelegentliche Übermut vergangener Jahre ist nicht mehr da. Jedes Stück hat eine klare, vorbestimmte Struktur. Das nimmt dem Hörer einerseits die Überraschung, andererseits schenkt es der Musik einen erwachseneren Charakter.
„The Sequin Song“ hätte vor einigen Jahren vermutlich schneller und wilder geklungen. Heute ist er gekennzeichnet von einer gewissen Lebenserfahrung, die dennoch genug Raum für Träume und Wünsche lässt. Und natürlich hat Rachael Sage ihre Verspieltheit nicht gänzlich verloren. „Performance Art“ ist ein gutes Beispiel dafür. Ein paar schön verschnörkelte, klassisch wirkende Klavierpassagen leiten in eine Pop-Ballade ein und werden melodisch immer mal wieder eingebunden, sogar in die Gesangsspur. Eine wunderschöne Ballade ist auch „Everything“. Man mag gar nicht mehr aufhören, diesen Song zu hören. Und er ist so simpel und still gehalten. Einfach, weil er kein Trara braucht. Einen herrlichen Spannungsbogen beinhaltet auch das Stück „Confession“, und mit „Soulstice“ wird es dann noch einmal sehr ruhig und ernst. Das Album wird umringt von zwei unterschiedlich instrumentierten Versionen des Liedes „Invisible Light“, so dass man ganz zum Schluss des ersten Hörens gleich einen angenehmen Wiedererkennungseffekt hat.
Fazit: „Haunted by You“ ist die konsequente Fortsetzung von Rachael Sages Kompositionskönnen. Ernsthafter als je zuvor, ruhiger und lebenserfahrener. Ein wenig mehr Tempo hätte mir zwischendurch gut gefallen. Die Instrumentierung ist jedoch ganz wundervoll gelungen. Und Rachael Sages Stimme ist so individuell wie eh und je. Ein schönes Album!