A Treasure Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Obwohl Neil Young ein Kanadier ist, hat er die Rock-, Folk- und Country-Musik in den USA geprägt wie kaum ein anderer. Während er früher gerne den einsamen Wolf gab und großartige Alben wie "After the gold rush" und "Harvest" schuf, waren die 1980er Jahre, wie bei so vielen anderen Künstlern seiner Zunft, ein scheinbar verlorenes Jahrzehnt. Neil Youngs Werke in dieser Zeit stellten den Zuhörer vor harte Geduldsproben und gelten insgeheim als wenig gelungene Experimente. Dass den Meister solche Unkenrufe nicht stören, und er unbeirrt seiner Wege geht, ist allgemein bekannt.
So ist das vorliegende Album eine Sammlung von Stücken, die Young zwischen 1984 und 1985 live mit den International Harvesters eingespielt hat. Dort besinnt sich Neil Young, das Cover mit dem Traktor auf dem Feld deutet es bereits an, auf mehr oder weniger pure Countrymusik.
Bereits der Opener "Amber Jean", ein Song über seine Tochter, gibt die Marschrichtung vor. Da wird gefidelt, geslidet und gecroont bis der Arzt kommt. Es gibt auf dem Album kaum Stücke, die aus diesen Korsett ausbrechen, aber immer dann, wenn es der Fall ist, hat das Werk dann auch wieder die so typisch genialen Neil-Young-Momente, wie etwa bei "Flying on the ground is wrong". Das ist meiner Meinung nach aber zu wenig. Für Neil-Young-Die-Hard-Fans sicherlich ein unverzichtbares Dokument und auch Truck Stop- und The Boss Hoss-Anhänger können hier ein Ohr riskieren... Weniger country-affine Musikliebhaber sollten dieses Werk aber unbedingt einmal kurz vorher anhören, um nicht eine böse Überraschung zu erleben.