Collapse Into Now Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Der „Zusammenbruch ins Jetzt“ – das ist der Titel des neuen R.E.M.-Albums, und es ist eine Art Basis-Richtlinie für die Songs. Zusammenbruch, weil die Instrumentierung sich auf ein Notwendiges reduziert ohne dünn zu wirken: Weniger atmosphärische Flächen dafür mehr melodisch unterstützende Instrumentierungen. „Jetzt“, weil es nach 30 Jahren Bandgeschichte wieder einmal ein sehr facettenreiches, bewegtes und dynamisches Album ist, das unverkennbar R.E.M. beinhaltet und dennoch frisch und modern klingt.
Aufgenommen wurde das Album in New Orleans, Nashville und Berlin. „Collapse into now“ hat Alternative/Indie-Anleihen, sanfte Art-Rock-Momente, gleichzeitig aber auch eine enorme Radiotauglichkeit seitens der Hauptmelodien. Dabei kommt R.E.M.s Stärke insbesondere in den leicht melancholischen, langsameren Stücken zum Tragen, die meist akustisch instrumentiert sind. Bestes Beispiel ist „Überlin“, ein Song, den man durchaus als den „Übersong“ des Albums bezeichnen kann. Er schleicht sich leise und unbemerkt in die Gehirnwindungen des Hörers ein und will da einfach nicht mehr raus!
Der Folk-Touch der Band kommt besonders bei „Oh my Heart“ heraus, ein ganz tolles ¾-Takt-Stück mit Mandoline, Piano, Akkordeon und leichtem Brass-Touch. Es wirkt nicht überladen, alles ist genau richtig dosiert.
Auch die urban-spookige Kinderlied-Atmosphäre von „Every Day is yours to win“ weiß mich zu begeistern.
Das Album klingt reif, beruhigend, wohltuend und oft nach „zu Hause ankommen“. Gastauftritte von bekannten Musikern versüßen den Hörgenuss: Eddi Vedder (Pearl Jam), Patti Smith, Lenny Kaye, Peaches und Joel Gibb („The Hidden Cameras“).
Weitere Anspieltipps: „It happend today“, “Me, Marlon Brando, Marlon Brando and I” und “Blue”.