{Awayland} Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Schon beim ersten Album der Villagers „Becoming a Jackal“ dachte ich, ich sollte mir die CD zulegen, was dann aber irgendwie wieder in Vergessenheit geraten ist. Mit beachtlicher Leidenschaft hat sich die Band dann Anfang November als Support von Grizzly Bear in Köln wieder an die Oberfläche meines Bewusstseins gespielt.
Möglicherweise neigt man, so wie ich, auf den ersten Blick dazu, den eher unauffällig auffällig wirkenden Kopf der Band, den Iren Connor O'Brien, etwas zu unterschätzen. Spätestens nach Lied Nummer Eins, egal, welches das sein mag, löst sich dieser Irrtum allerdings mit ziemlichem Tempo auf. Mit ihrer bemerkenswert ansteckenden Hingabe hatte die Band innerhalb kürzester Zeit das gesamte Publikum auf ihrer Seite.
Nach dem Konzert habe ich ganz fix die Abteilung V im CD-Regal mit „Becoming a Jackal“ ergänzt.
Und natürlich war der Support bei Grizzly Bear nur ein kleiner Vorgeschmack: Zwei Jahre nach „Becoming a Jackal“ gibt es nun {Awayland}, das zweite Album von Connor O'Brien und seinen Kollegen. Und tatsächlich, im direkten Vergleich gehört, entführen die 11 Tracks des neuen Albums uns in eine andere Welt, als es die Songs des Vorgängers taten.
Der melancholische Gesang und folkige Gitarren sind ganz klar auch im alten Villagers-Sound zu finden, doch zeigt sich {Awayland} weitaus vielschichtiger als das vorangegangene Album. Connor O'Brien ist deutlich experimentierfreudiger in der Wahl der Instrumente und Sounds geworden, was dem Album ziemlich gut tut. Neben ruhigen Klavierstücken sind auch Songs zu finden, die mit einer fast schon als fröhlich zu bezeichnenden Stimmung an Bigband-Sounds der 60er oder 70er erinnern aber immer wieder mit einem textlichen Augenzwinkern oder einem großen musikalischen Holpern und Krach zu den Villagers von 2013 zurückkommen. Für mich eine fabelhafte Weiterentwicklung der Band und ein Album, das dank vieler kleiner Überraschungen mit jedem Hören besser wird.
Live sind Villagers zwischen Februar und März in Deutschland unterwegs. Wer schon das erste Album mochte, sollte sich die Tour nicht entgehen lassen. Wer Grizzly Bear, die Decemberists oder O'Briens Namensvetter Connor Oberst mag, ist hier sicherlich auch bestens aufgehoben.
23.02.2013 - Köln / Gebäude 9
26.02.2013 - München / Club Strom
27.02.2013 - Berlin / Festsaal Kreuzberg
04.03.2013 - Hamburg / Übel & Gefährlich