David Rose: "In völlig neuem Licht" Hot
Michael Brinkschulte
22. Mai 2009
Interview
Interview-Partner
Einleitung
David Rose, dessen Album „Whispering Grass“ am heutigen Tag, 22.5.2009 erschienen ist, hat sich den Fragen des Hörspiegel gestellt. Er gewährt uns einen Einblick in sein Schaffen und seine Liebe zur Musik des Swing der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Das Interview
Hörspiegel: Wird das Geburtsjahr 1976 genannt und daraufhin gefragt, welche Musik ein Kind dieser Zeit wohl hören, bzw. selbst machen würde, erhält man viele Antworten. Die Vermutungen sind jedoch selten auf die von Ihnen präsentierte Musik ausgerichtet. Wie kam Ihr Musikgeschmack bei Ihrem Mitschülern und Freunden in jungen Jahren an?David Rose: Meine Mitschüler konnten mit meinen Idolen natürlich nicht viel anfangen, da sie die Namen Sinatra, Dean Martin, Perry Como etc. nicht wirklich kannten und auch der Begriff "Swing" damals eher ein Fremdwort unter den Jugendlichen war. Es freut mich umso mehr, dass heutzutage der Swing fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Damals stand ich allerdings mit meinem Musikgeschmack ziemlich einsam da. Was meiner Begeisterung aber nie einen Abbruch getan hat. Im Gegenteil, so hat es mich noch mehr angespornt meine Musik zu verbreiten.
Hörspiegel: Ihr Album „Whispering Grass“ überzeugt durch das Gesamtkonzept und die Gesamtatmosphäre. Schildern Sie unseren Lesern, wie es zur Songauswahl kam!
David Rose: Mir ist es bei meiner Songauswahl immer wichtig möglichst viele Songs zu finden, die weniger bekannt sind und die noch nicht den "endgültigen Stempel" haben. Es ist eine Freude, dass die amerikanische Musik des letzten Jahrhunderts so unglaublich viele gute Songs von brillanten Komponisten wie Harry Warren, Johnny Mercer, Matty Melneck etc. hervorgebracht hat, so dass man heute aus dem Vollen schöpfen kann, ohne Songs wählen zu müssen, die man schon hunderte Male gehört hat. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass es eben nicht nur Gershwin und Cole Porter gab, sondern unzählige andere Talente, deren Werke es verdienen neu entdeckt zu werden. So ist auf meinen Album ein Titel namens "Someone here among us" zu finden. Alan Jay Lerner schrieb diesen Song in den 60er Jahren für den Film "On a clear day" und dort wurde der Song von niemand andern als Jack Nicholson gesungen! Leider wurde diese grossartige Aufnahme im Film nicht verwendet und dieser wunderbare Titel blieb unveröffentlicht. Jetzt hatte ich endlich die Gelegenheit diesen Song im Duett mit meiner Frau Dotschy Reinhardt aufzunehmen, was mich sehr glücklich gemacht hat.
Hörspiegel: Wie schon angesprochen besticht die Qualität des Albums. Wie viel Zeit hat die Produktion dieses Werks in Anspruch genommen?
David Rose: Oh, die Aufnahmen für das Album waren an sich schnell im Kasten, da unser Arrangeur und musikalischer Leiter James Scannell eine tolle Arbeit geleistet hat und wir das Glück hatten absolute Profi-Musiker zu beschäftigen. Die Vorbereitung des Albums, bis es endlich zu den Aufnahmen kam, hat allerdings fast zwei Jahre in Anspruch genommen, da wir am Konzept doch sehr gefeilt haben.
Hörspiegel: In Ihrer Vita steht zu lesen, dass Sie 2004 Ihr eigenes Orchester gegründet haben. Was führte zu dem Entschluss dieses Orchester zu gründen?
David Rose: Am wichtigsten ist es mir bei meiner Musik so kreativ wie möglich zu sein. Und das kann man eben am besten, wenn man sein eigenes Projekt steuert, ohne dass man in irgendeiner Hinsicht eingeschränkt wird. Nur so war es mir möglich mit "Whispering Grass" meinen eigenen musikalischen Weg zu gehen und meinen persönlichen Stil Ausdruck zu verschaffen. So erscheint z.B. ein klassischer Richard Rodgers Titel namens "The Sweetest Sounds" auf meinem Album in völlig neuem Licht.
Hörspiegel: Frank Sinatra wird als Ihr großes Idol herausgestellt. Gibt es Musik anderer Ausrichtung, die Sie ebenfalls beeinflusst hat und wie stehen Sie zu aktueller Pop-Musik?
David Rose: Natürlich ist Sinatra nicht mein einziges Idol. Der Sänger Andy Williams hat meinen Gesangsstil entscheidend beeinflusst. Ich werde auch von Musikern wie Artie Shaw inspiriert. Mental beeinflussen mich auch grosse Filmmusiken von David Raksin, George Duning oder Elmer Bernstein. Der grosse Jackie Gleason ist nicht nur musikalisch sondern auch menschlich mein Idol. Trotzdem ist es mir wichtig bei allen Einflüssen, niemanden zu kopieren oder -noch schlimmer- zu imitieren. Was mich zum zweiten Teil der Frage bringt: Ich finde es in der aktuellen Pop-Musik sehr schade, dass es mittlerweile kaum noch Originale gibt. Oder ich stelle eine Gegenfrage: Was ist aktuelle Pop-Musik? Seit den 90ern hat sich in der Musik eigentlich nicht viel neues mehr getan. Eine definitive aktuelle Musikrichtung gibt es im Moment gar nicht. Ich habe das Gefühl, das heute fast jede Musikrichtung "in" ist. Und das finde ich wiederum positiv.
Hörspiegel: In der heutigen Zeit wird Musik vielfach über das Internet vertrieben, es gibt sogar Künstler, die nur noch online vermarktet werden. Wie stehen Sie zu dieser Form der Musikverbreitung?
David Rose: Als leidenschaftlicher Schallplattensammler (Vinyl und CD´s) kann ich mich mit Downloads nicht wirklich anfreunden. Zwar ist es natürlich ein sehr praktischer Weg an Aufnahmen zu kommen, aber ich vermisse dabei das Original in der Hand zu halten. Ausserdem stellt das Downloading mittlerweile eine echte Gefahr für die Musikindustrie dar. Wenn ich z.B. für 12 Euro den kompletten Katalog von Sinatra´s Capitol Aufnahmen downloaden kann (ca. 16 Alben!), frage ich mich, wer dann noch ein reguläres Album kaufen soll.
Hörspiegel: Auf dem Album finden sich zwei Stücke, die Sie selbst mit geschrieben haben. Wird sich der kreative Prozess des Songwritings in Zukunft ausweiten, sodass die Hörer einmal ein Album rein aus der Feder von David Rose erwarten können?
David Rose: Das Songschreiben bedeutet mir sehr viel und ich möchte natürlich weiterhin auf zukünftige Alben meine eigenen Songs singen. Ob darunter einmal ein reines "David Rose Songbook" sein wird, wird sich zeigen. Im Moment macht es mir unheimlich viel Spass meine Songs mit den Standards zu mischen.
Hörspiegel: Nach der Veröffentlichung eines Albums ergibt sich vielfach der Wunsch seitens der Hörerschaft, dass Liveauftritte folgen. Wann und wo kann man Sie demnächst live erleben? Und wie wichtig sind Ihnen Liveauftritte?
David Rose: Live-Auftritte sind mir unheimlich wichtig! Wenn ich mal eine gewisse Zeit ohne Bühne auskommen muss, werde ich ganz kribbelig, unzufrieden und unerträglich. Nach unserer April-Tournee planen wir jetzt eine Tour im Herbst 2009. Die Termine dazu werden rechtzeitig auf meiner Homepage www.david-rose.de bekanntgegeben. Ausserdem kann man mich natürlich weiterhin in verschiedenen Programmen mit Andrej Hermlin´s SwingDanceOrchestra hören. Infos dazu unter www.swingdanceorchestra.de
Hörspiegel: Zuletzt noch eine abschließende Frage: Wenn die Möglichkeit der Zeitreise bestehen würde, mit wem würden Sie gern einmal zusammen auf der Bühne stehen und warum?
David Rose: Mit Andy Williams!!! Am liebsten in seiner TV-Show aus den 60´s. "The Andy Williams Show" ist für mich schlicht das Beste was die Unterhaltungswelt jemals zu bieten hatte und Andy selbst die Verkörperung der Perfektion! Da diese Legende mit mittlerweile 80 Jahren noch fast täglich auf der Bühne steht, wäre eine Zeit-Maschine eigentlich gar nicht nötig...