Tiere Hot
Hörbuch
Rückentext
Nigel ist sicherlich nicht der Hellste. Aber er ist ganz glücklich. Im Büro gibt es immer etwas zu kopieren, und außerdem sind da Cheryl und Karen. Auch im ehemaligen Pub, den früher seine Eltern führten und den Nigel jetzt bewohnt, fühlt er sich wohl. Es gibt hier zwar kein Bier und keine Zigaretten mehr, aber Nigel mag ohnehin viel lieber fernsehen und Comics. Und dann ist da noch der Keller. Hier hält Nigel seine »Mitbewohner«. Dass die nicht freiwillig da unten wohnen, stört Nigel kaum ...Hörspiegel-Meinung
Nigel ist mental mit der Grundausstattung ausgerüstet. Sozial eher hilflos unterwegs, hat er ein spezielles Hobby: Er hält sich Tiere im Keller. Diese Tiere, die er mit „Es“ anspricht, sind allerdings Menschen. Unglückliche Seelen, Landstreicher, Menschen, die niemand vermisst. Und dort unten, im Keller, treibt er seine Spielchen mit ihnen, während er auf emotionaler und sexueller Ebene seine ersten tapsigen Erfahrungen mit einer Arbeitskollegin sammelt. Als sie ihn mit zwei weiteren Freunden zu Hause besucht, droht jedoch die Situation zu eskalieren, und die Dinge entwickeln sich anders als Nigel es sich gewünscht hätte.
Simon Beckett verschießt sein Pulver bereits auf den ersten Seiten. Das eigentlich Schreckliche – Zurückgebliebener Soziopath hält sich Menschen im Keller, mit denen er perverse Spielchen spielt – erfährt der Hörer sofort. Und das ist das einzig Reizvolle an der Geschichte. Der Charakter des Nigel ist flach und eindimensional dargestellt. Seine kindlichen Gedankengänge stellen zwar einen Teil der Gefahr dar, der seine Opfer ausgesetzt werden, doch schon nach der 1. CD fragt man sich unweigerlich: Was kann da jetzt noch kommen? Die Antwort: Nicht mehr viel. Im Beckett-Stil gerät die Situation ein paar Mal fast außer Kontrolle, aber das alles sind künstlich herbeigeführte Spannungselemente, die so vorhersehbar wie unspektakulär sind.
So kann auch Johannes Steck als eingefleischter Beckett-Interpret das Hörbuch nicht retten. Seine Lesung unterstreicht zwar die Naivität des Hauptdarstellers, aber es entsteht kaum eine Atmosphäre. Lediglich die Ausweglosigkeit der Situation für die Opfer wird gut vermittelt.
Ansonsten ein schwacher Thriller, der viel Empörung hervorrufen will, aber trackweise in Belanglosigkeit und Langeweile untergeht.