Der Täter Hot
Hörbuch
Rückentext
Miami 1995. Als seine Nachbarin Sophie Millstein erdrosselt aufgefunden wird, ist Detective Simon Winter klar, dass ihre Angst berechtigt war: Tags zuvor hatte die Holocaustüberlebende ihm verzweifelt berichtet, ihr sei der Schattenmann begegnet – jener Nazi-Scherge, der damals untergetauchte Juden ans Messer lieferte. Ist er zurückgekehrt, um die letzten Zeugen seiner Taten zu beseitigen?Hörspiegel-Meinung
Simon Winter war früher Detective, heute ist er nicht nur im Ruhestand, sondern auch potenzieller Selbstmörder. Kurz bevor er seinem Leben ein Ende bereiten kann, schellt seine Nachbarin an der Tür und unterbricht sein Vorhaben. Die alte Dame erzählt ihm, dass sie einen Mann aus ihrer Vergangenheit gesehen habe. Sie sei als Jüdin eine der wenigen Überlebenden eines KZs gewesen, und nun habe sie einen der schlimmsten Folterer und Mörder dieser Zeit wiedergesehen. Den Schattenmann. In Miami Beach. Als die alte Dame wenig später erwürgt aufgefunden wird, sieht Simon Winter den Fall und das Überführen des Schattenmannes als eine persönliche Aufgabe, die seinem Leben wieder einen Sinn geben soll.
John Katzenbach ist bekannt für gut konstruierte Psychothriller und ansprechende Spannungsbögen. Mit „Der Täter“ begibt er sich auf ein Terrain, dem sich bereits einige Autorenkollegen zuvor gewidmet haben: Opfer-Täter-Beziehungen aus der Nazi-Zeit, die in der Jetzt-Zeit auf eine dunkle Wiederholung oder Umkehrung treffen. Katzenbach bleibt allerdings recht weit an der Oberfläche und widmet sich mehr dem Spannungsaspekt. Somit dient der nationalsozialistische Hintergrund nicht als historisches Fundament des Krimis, sondern vielmehr als Medium, den „Täter“ unheimlicher, grausamer und kälter erscheinen zu lassen. Eben so, wie man Nazis aus amerikanischen Kinofilmen kennt. Das macht ein Jean-Christophe Grangé in seinen Romanen einfach besser. Dennoch ist „Der Täter“ ein spannendes Hörbuch, das nicht viele Überraschungen bietet, aber dennoch durch solide Schreibkunst zu überzeugen weiß.
Gelesen wird „Der Täter“ von Katzbach-Stamminterpret Simon Jäger. Gute Lesung, ohne Frage. Lediglich die schwarzhumorig-sarkastische Interpretation der Selbstmordszene zu Beginn des Buches, führt den Hörer gleich zu Beginn in eine falsche Richtung. Der Roman nimmt sich ernst und ist in keiner Silbe ironisch oder halblustig gemeint. Jägers Lesung, gerade zu Anfang, wirkt jedoch sehr humorvoll. Der nicht gut gelungene österreichische Dialekt einer kurz erscheinenden Randfigur sei ihm verziehen. Denn ansonsten ist die Lesung sehr solide und gut anhörbar. Den Simon Winter gibt Jäger düster, melancholisch und niedergeschlagen. Passend zum Charakter.
