Der Professor Hot

Nico Steckelberg   29. Januar 2011  
Der Professor

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Sprecher
Erscheinungsjahr
Format
CD

Rückentext

Eine kleine Universitätsstadt irgendwo in Neu-England: Ein pensionierter Psychologie-Professor hat soeben von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose bekommen: Demenz. Da wird er Zeuge, wie ein junges Mädchen auf offener Straße in einem Lieferwagen verschwindet. Der Professor ist verwirrt. Hat er wirklich eine Entführung beobachtet oder hat ihm seine durcheinander geratene Wahrnehmung einen Streich gespielt? Sollte er tatsächlich ein Verbrechen beobachtet haben, muss er handeln. Die Frage ist nur, wie ...

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
8,5

Hoppla, ein Déjà-Vu! Der Hauptdarsteller: Ein alter Mann, der sich zu Beginn des Romans das Leben nehmen möchte, davon jedoch abgehalten wird durch ein Ereignis, das seine Aufmerksamkeit und seine Hilfsbereitschaft weckt. So begann John Katzenbachs „Der Täter“, und genauso beginnt auch sein aktuelles Hörbuch „Der Professor“. Ein solcher Auftakt ist aber auch enorm gut, denn ein Protagonist, der „nichts mehr zu verlieren“ hat, eröffnet viele spannende Möglichkeiten. Und die nutzt der „alte Hase“ John Katzenbach voll aus.

Adrian Thomas ist Professor der Psychologie. Er weiß, was seine Krankheit mit ihm anzustellen droht, denn Thomas leidet unter Demenz. Er möchte seinem Leben ein Ende bereiten. Doch ein Geschehen auf der Straße erregt – kurz vor seinem Selbsttötungsversuch – seine Aufmerksamkeit : Eine junge Frau verschwindet von einem Moment auf den nächsten vor Adriens Augen, ein Lieferwagen fährt davon. Thomas ist sich nicht sicher: Eine Entführung? Wenn er sich das Leben nicht nimmt, könnte er die Frau eventuell retten. Doch die Polizei glaubt ihm nicht, die Indizien sind zu schwach. Deshalb lässt sich Thomas auf ein gefährliches Spiel ein: Er ermittelt auf eigene Faust in der Unterwelt der Extrem-Pornografie und nimmt langsam aber sicher die Spur auf. Während die junge Frau von einem gnadenlosen Pärchen in einem Kellerverlies voller Kameras um ihr Leben ringt und unsittliche Aufgaben erledigen muss, die ihr die Besucher einer voyeuristisch-perversen Website auferlegen, geht Thomas Deals mit einem ehemaligen Kinderschänder ein um dessen Insiderwissen zu erlangen. Ein gefährliches Vorhaben. Aber Thomas hat nichts zu verlieren. Dabei helfen ihm seine Lieben, denn seine Krankheit lässt ihn seine verstorbene Familie sehen und mit ihr reden. Und so geben ihm seine Intuition und sein Unterbewusstsein in der Form seines Bruders, seines Sohnes und seiner Frau wertvolle Tipps beim Lösen des Falles.

Katzenbach nimmt kein Blatt vor den Mund, die sexuellen und brutalen Szenen sind plakativ und unverblümt. Und dennoch übt „Der Professor“ einen gewissen Reiz aus, der weitestgehend von den intelligenten und halluzinativen Eigenschaften des Hauptdarstellers ausgeht. Der Hauptplot („Sexuelle Internet-Community bestehend aus wohlhabenden Personen, die via Web-Video illegalen Perversitäten zuschaut“) ist nicht neu. Peter James hat mit „Stirb schön“ einen ganz ähnlichen Thriller geschrieben.

Der Roman gewinnt einiges an Atmosphäre durch die Lesung von Simon Jäger. Zwar ist Jäger ein vergleichsweise „junger“ Sprecher für einen vergleichsweise „alten“ Protagonisten. Doch das Konzept funktioniert hervorragend. Jäger ist auf dem besten Weg, eine der wichtigsten deutschen Stimmen zu werden.

„Der Professor“ ist also nicht wirklich neu. Elemente des Thrillers kennen wir aus anderen Thrillern. Aber dennoch gefällt mir das „Sprechen mit den Toten zur Lösung des Falls“ so gut, dass es das Hörbuch zu etwas sehr besonderem macht. Leichten Punktabzug gibt es für die stellenweise sehr banale Sentimentalität. Ansonsten: Tolle Unterhaltung, heftig und böse.

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