Montecristo Hot
Hörbuch
Rückentext
Als sein Intercity gewaltsam zum Stehen kommt, ahnt Jonas Brand noch nicht, in welches Abenteuer er gerade gerät. Die Weiterfahrt ist blockiert, draußen liegt ein Toter. Brand schultert die Kamera, hält die beklemmende Situation fest und befragt die Mitreisenden. Er ist freischaffender Videojournalist, der allerdings von Höherem träumt: Er möchte Filme machen – wenn ihm nur jemand eine Chance geben würde. Drei Monate später spielt ihm der Zufall wieder etwas Seltsames in die Hände: zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer – beide eindeutig echt. Und dann wird Brands Wohnung durchwühlt und er selbst auf offener Straße zusammengeschlagen und beraubt. Jemand soll offenbar eine Ungereimtheit aus der Welt schaffen – und damit zugleich Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger staatstragender Persönlichkeiten.Hörspiegel-Meinung
Martin Suter gilt als der erfolgreichste zeitgenössische Autor der Schweiz. In seinem aktuellen Roman "Montecristo" stürzt er seinen Protagonisten Jonas Brand, einen Video-Journalisten, direkt in ein Abenteuer. Der Intercity, in dem er unterwegs ist, macht eine Notbremsung. Offenbar ein „Personenschaden“, ein Selbstmord. Brand packt seine Kamera aus und filmt drauf los. Wesentlich sind dabei die Interviews, die er mit den anderen Fahrgästen führt. Der Vorfall ist jedoch zunächst zurück gestellt, da sich ohne weitere Recherche keine verkaufbare Story daraus stricken lässt.
Und so konzentriert sich Brand auf seine Arbeit und eine sich anbahnende Beziehung mit einer Frau.
Als Jonas Brand kurze Zeit später durch Zufall zwei echte Banknoten mit derselben Seriennummer in die Hände gelangen, erahnt er eine merklich größere Story und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Sein Beruf dient ihm dabei als Eintrittskarte in die Vorstandsetagen der großen Bankenwelt. Doch Brand merkt schnell, dass es nicht erwünscht ist, in diesem Umfeld zu recherchieren. Er wird unter Druck gesetzt und muss den Fall „Doppelte Seriennummer“ zunächst ad acta legen.
Zeit, sich wieder mit dem Intercity-Bildmaterial zu beschäftigen. Er findet tatsächlich heraus, wer der „Personenschaden“ war und das unfassbare passiert: Die Fälle Intercity-Selbstmord und Doppelte Seriennummer finden einen gemeinsamen Nenner. Sie hängen zusammen. Brand ermittelt und begibt sich dadurch in Lebensgefahr.
Martin Suter gibt einmal wieder so richtig Gas! Fast ist es dem Leser oder Hörer des Romans egal, dass sich die wesentlichen Bestandteile und Motive des Buches aus reinen Zufällen ergeben. Es macht so viel Spaß, den Reporter bei seinen Ermittlungen zu begleiten, dass man diese Elemente des Zufalls gern verzeiht. Das Ende der Geschichte führt unweigerlich zu einem Schmunzeln, aber einem eher bittersüßen. Ich könnte nicht behaupten, dass „Montecristo“ ein Happy End hat, obgleich man viele lachende Gesichter sieht.
Gelesen wird das Hörbuch von Wanja Mues. Der Schauspieler macht das sehr gut, es ist angenehm, seiner Stimme zuzuhören. Immer wieder klingt ein wenig die Stimmnuance seines Vaters Dietmar hindurch. Die 6 CDs sind so im Nu um.
Fazit: „Montecristo“ ist ein spannender Polit-Thriller mit Emotion, der sich traut, mit Elementen des Zufalls und der Verschwörungstheorie zu arbeiten, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Richtig gut.