Choral des Todes Hot

Nico Steckelberg   13. Dezember 2009  
Choral des Todes

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
6

Rückentext

Ein markerschütternder Schrei hallt durch die Kirche, ein Todesschrei. Lionel, Polizist im Ruhestand und zufällig vor Ort, will zu Hilfe eilen und kommt Sekunden zu spät. Der Mann auf der Empore ist bereits tot, seinen Kopf umgibt eine dunkle Blutlache wie ein Heiligenschein. Etwas an dem Toten und seinem Sterben fasziniert Kasdan. Er muss den Mord einfach untersuchen und entdeckt ein grauenvolles Geheimnis: Unschuldig wirkende Kinder sind der Schlüssel, und sie sind keinesfalls Engel, sondern die Ausgeburt des Bösen.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
8,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
8,3

Der deutschstämmig-chilenische Chorleiter Götz wird ermordet an seiner Orgel ermordet. Seine Leiche weist keine äußerlichen Verletzungen auf. Doch bei näherer gerichtsmedizinischer Untersuchung wird klar: Der Mann starb durch Schmerz, verursacht durch einen Stich mit einem langen spitzen Gegenstand, der seine Trommelfelle durchtrennt und die Knöchelchen im Ohr zerstört hat. Die Spuren deuten auf eine unfassbare Täterschaft hin: Haben Kinder den Mord begangen? Und wenn ja, mit welcher Waffe? Als der Geliebte des Chorleiters ebenfalls getötet wird – auf dieselbe Art – ist klar: In Paris treibt ein Serientäter sein Unwesen. Ist es ein misshandeltes Kind, das Rache übt? Der Zusammenhang zum Miserere – einem Choral für engelsgleiche Knabenstimmen – macht diesen Schluss immer wahrscheinlicher.

Der französische Thriller-Autor Nr. 1, Jean-Christophe Grangé, denkt gar nicht daran, von seinen bewährten Erfolgsrezepten abzulassen. Wie bereits bei „Die purpurnen Flüsse“ und „Das Imperium der Wölfe“ setzt er auf ein ungleiches Ermittlerteam: Junger Bulle mit privaten Problemen (Drogen) und Alter-Hase-Bulle, ebenfalls mit privaten Problemen (die eigene Vergangenheit). Zudem kommt ein weiteres typisches Grangé-Element: Er überschreitet Grenzen, die andere Autoren meiden, und das macht seine Romane besonders. Die Erzählweise ist straight, keine großen Überraschungen, wenn man andere Grangé-Bücher kennt. Die beschriebenen Grenzen finden sich bei „Choral des Todes“ erneut in der Verbindung perverser Foltermethoden, moralisch unfassbaren Ansätzen auf der Seite der Bösen und der These, dass Nazi-Splittergruppen bis heute die Amnesie diverser Länder genießen um ihre KZ-Wissenschaften im Geheimen fortzuführen. Sehr harter Tobak, verpackt in einem Unterhaltungsroman. Das ist die Grenze, die viele Autoren nicht zu überschreiten bereit sind. Grangé macht es, und das macht die Faszination, die Andersartigkeit seiner Bücher aus.

Spannend ja, wenngleich nicht sonderlich überraschend, bleibt der Leser bzw. Hörer am Ball, er muss einfach weiter lesen. Und das macht doch ein gutes Buch / Hörbuch aus, oder?

Wolfgang Pampel, die deutsche Synchronstimme von Harrison Ford, liest die bearbeitete Romanfassung mit seiner bekannten, markanten Stimme. Vergleicht man seine Lesung mit der von Joachim Kerzel, der bislang die meisten anderen Hörbücher von Grangé gelesen hat, so kann Pampel nicht ganz mithalten. Insbesondere das Ausschmücken unterschiedlicher Stimmfarben verschiedener Charaktere liegt Pampel bei diesem Hörbuch nicht ganz so gut. Ansonsten ist die Lesung sehr ordentlich. Insbesondere die musikalische Untermalung und die Soundeffekte (zwar in homöpathischen Mengen, aber genau richtig dosiert) tragen zu einer dichten Atmosphäre bei.

„Choral des Todes“ ist ein sehr brutaler, blutiger Thriller, die meisten der Schrecken geschehen jedoch indirekt, werden in der Retrospektive erzählt. In jedem Fall entstehen sehr unschöne Bilder und Empfindungen im Kopf des Hörers. Ein nicht bahnbrechender, aber gekonnter Thriller. Grangé hat’s raus und scheut sich nicht davor, seine Erfolgsrezepte einmal mehr einzusetzen.

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