Fleckenteufel Hot
Hörbuch
Rückentext
Wir schreiben das Jahr 1977. Thorsten Bruhn ist sechzehn und ein Spätznder. Der Geschlechtstrieb hält ihn trotzdem schon heftig auf Trab. Erst recht auf der anstehenden Familienfreizeit mit der evangelischen Gemeinde; es geht nach Scharbeutz an der Ostsee. Kirchenfreizeiten sind Ende der Siebziger der bevorzugte Ort für Heranwachsende, um zum ersten Mal rund um die Uhr mit Gleichaltrigen zusammen zu sein. Mit allen Konsequenzen. Bei Thorsten führt dies zu einem anstrengenden Zusammenwirken von sozialer Überforderung, religisen Gefühlen und hormonellem Dauerrauschen. Dazu kommt das schlechte Essen. Wo unser Held doch ohnehin zur Verstopfung neigt: Und so erlebt Thorsten innerlich versteinert schlimme Jugendpredigten, peinliche Gruppenspiele, eine trostlose Jugenddisko, alkoholische Exzesse und erotische Wirrungen mit ständig wechselndem Objekt. Ein Wunder, dass am Ende doch noch alles irgendwie gut ausgeht …Hörspiegel-Meinung
Heinz Strunk ist ein Phänomen. Der norddeutsche Autor, Texter (u.a für Die Ärzte), Musiker, Schauspieler und Hörspielmacher hat bereits mit seinen Kurzhörspielen "Mit Hass gekocht" und "Der Schorfopa" begeistert. Wenngleich sein Humor so speziell ist, dass es etwas länger dauert, bis man den Zugang dazu findet. Wenn der aber erst mal da ist, kann man nicht genug davon bekommen.
In seinem neuen Hörbuch "Fleckenteufel" zeigt sich Strunk von seiner besten Seite. Nicht nur, weil er bekannte Motive aus seinen beiden Kurzhörspielfolgen wie z.B. die Groschenromane, den "Arschbrand" oder die "Kackstelzen" für kurze Gastspiele wiederbelebt. Es geht um den Jungen Thorsten, der Ende der 1970er Jahre in die Pubertät kommt. Auf einer kirchlichen Jugendfreizeit darf man als Hörer Zeuge seiner testosterongesteuerten Gedanken sein. Zwischen anal-, homo- und heteroerotischen Jugendfantasien gibt Protagonist Thorsten auch immer wieder skurrile Gedankengänge zu seiner Sicht der Welt preis. Nicht selten muss man dabei laut auflachen, so energisch werden die Ansätze vertreten.
Das liegt zum Großteil auch an Strunks Autorenlesung. Seine Interpretation ist so passend, "das muss man sich mal vorstellen. Kann sich kein Mensch vorstellen!" (Zitat aus dem Hörbuch)
Strunk ist alles andere als der geborene Sprecher, und gerade das macht diese Lesung perfekt. Er verschluckt Silben, redet hektisch und nervös, und schafft damit die perfekte Atmosphäre.
"Fleckenteufel" ist über die gesamte Länge überaus unterhaltsam, und ich fand es sehr schade, als es schon vorbei war. Fazit: Derb, direkt, ohne Tabus, unterhaltsam: und damit mehr als nur "das männliche Pendant zu Charlotte Roches ‚Feuchtgebieten'".