Little Drop of Poison Hot
Musik
Hörspiegel-Meinung
Unglaublich, welche ausgewachsene Stimmgewalt aus dieser jungen Frau herauskommt! Rebekka Bakken widmet ihr neues Album dem großen Singer-Songwriter Tom Waits. Wo Waits eher in Richtung Blues und Folk geht, instrumentiert Bakken ihre Coverversionen mit Hilfe der hr Big-Band und erzeugt einen satten orchestralen Jazz-Sound. Augenblicklich breitet sich diese intime, leicht schummrige Jazz-Bar-Atmosphäre aus.
Interessant ist, dass Rebekka Bakken Tom Waits‘ stimmliche Rauheit trifft, ohne ihn dabei zu kopieren oder seltsam zu klingen. „Little Drop of Poison“ klingt wie ein Original-Album, nicht wie eine Zusammenstellung von Coversongs. Das macht den Zauber des Werks aus. Der rote Faden ist von der ersten Minute an da und verlässt den Hörer nicht mehr.
Ein interessantes Schmankerl ist auch noch der Bonus-Track: Der an ein Hörspiel erinnernde Sprach-Track „What’s he building in there?“ von Tom Waits‘ Album „Mule Variations“ in einer experimentalen Avantgarde-Jazz Variation! Das muss man sich erst einmal trauen. Zugegeben, es ist ein bisschen „over“, aber man spürt das zugekniffene Auge und den Spaß, den die Musiker einspielen gehabt haben müssen.
„Little Drop of Poison“ – Ein tolles Singer-Songwriter-Jazz-Album mit Charme, Stimmung und Tiefgang. Jedoch auch anspruchsvoller als es das locker-luftige Cover vermuten lässt.