KAI SCHWIND: Die drei ??? und der flotte Dreier Hot
Nico Steckelberg
11. Januar 2014
Interview
Interview-Partner
Einleitung
Im März 2014 startet die neue, große Die drei ???-Tour „Phonophobia – Sinfonie der Angst“ mit Oliver Rohrbeck als Justus Jonas, Jens Wawrczeck als Peter Shaw und Andreas Fröhlich als Bob Andrews. Wir sprechen mit dem Mann hinter den Kulissen: „Phonophobia“-Autor und Regisseur Kai Schwind erzählt im Hörspiegel-Interview über die Show, das Teamwork und die zu erwartenden Adrenalinstöße.
Das Interview
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Grüß dich, Kai! Wobei störe ich dich gerade?Kai Schwind: Hallo Nico, du störst gar nicht, sondern du hältst mich ganz wunderbar von meiner Doktorarbeit ab, an der ich noch bis Sommer diesen Jahres sitzen werde. Jede Ablenkung und Aufforderung zur Prokrastination ist mir jederzeit willkommen.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Es sind nun nur noch etwa zwei Monate bis zur Premieren-Show von „Phonophobia“, die meisten Veranstaltungstermine sind ausverkauft. Du hast mir im Vorgespräch erzählt, dass „Phonophobia wesentlich komplizierter“ sei als gedacht. Wie hoch ist der gefühlte Druck gerade und was macht die Sache so schwierig?
Kai Schwind: Interessanterweise empfinde ich den Druck gerade als relativ hoch. Das hat mit den Erwartungshaltungen zu tun, sowohl der Fans, als auch mit den eigenen. Ich finde wir haben mit dem “Wecker” 2009 die Latte recht hoch gelegt und müssen mit “Phonophobia” jetzt etwas neu-artiges und anderes schaffen, ohne die vertrauten Elemente und das worauf sich die Fans freuen, kaputt zu machen. Das ist gar keine leichte Aufgabe. Komplizierter ist “Phonophobia” deshalb, weil wir in allen Bereichen teils Neuland betreten – neue Geschichte, neue Umsetzung und Musik als zentrales Thema. Dazu kommt die interne Arbeit im Team. Eine Fragezeichen Live Tour entwickelt man in enger Zusammenarbeit mit den Sprechern und einem großen Team – da gibt es zwar viele tolle Ideen, aber auch viele Meinungen und Ansätze, die in unterschiedliche Richtungen gehen. Wenn man da nicht das Regulativ einer bereits existierenden Geschichte hat (siehe “Wecker”) ist natürlich erst mal alles möglich, und das macht es komplizierter.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Du hast ja bereits das Skript zur vorherigen Live-Show „Die drei ??? und der seltsame Wecker“ geschrieben. Warum gibt es diesmal einen ganz neuen Fall, der nicht auf einer klassischen Erzählung basiert? Wieso hast du dich nicht zurückgelehnt und gesagt: Okay, dieses Jahr ist mal das „Gespensterschloss“ dran. Oder anders gefragt: Ist es nicht ein Risiko, eine ganz neue Story zu schreiben, die keiner kennt?
Kai Schwind: Der Reiz bei jeder Tour ist ja jedes Mal etwas Neues zu schaffen und schon während der Weckertour haben wir im Tourbus festgestellt, “das nächste Mal müsste man mal wieder eine eigens für die Bühne entwickelte Geschichte erzählen, so wie bei Master of Chess”. Das ist in jedem Fall ein Risiko, eine völlig neue Geschichte zu erzählen, andererseits kämpft man dann nicht so sehr mit den Erwartungshaltungen der Leute, die unter Umständen die Geschichte so sehen wollen wie sie sie kennen und sich schwer mit Änderungen tun.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Greifst du auf bekannte Charaktere der Serie zurück?
Kai Schwind: Das verrate ich an dieser Stelle nicht. Abwarten…
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Diesmal ist RTL mit im Boot, es wird eine TV-Ausstrahlung der Show geben. In welcher Weise beeinflusst das deine Arbeit?
Kai Schwind: Eigentlich nicht im Geringsten, denn RTL ist ja in keinster Weise in die inhaltliche Entwicklung der Show eingebunden, das kommt alles von uns. Von der Regie-Seite bin ich natürlich gespannt, wie sich die Fernsehaufzeichnung in Köln auf den Ablauf der Show auswirken wird. Das ist schon extra Stress für alle Kollegen, sowohl auf als auch vor, hinter und über der Bühne. Eine Fernsehaufzeichnung hat ja ganz andere Anforderungen als eine Bühnenshow. Wenn man zum Beispiel mal ans Licht denkt. Wir werden auf der Tour ein sehr ausgeklügeltes Licht-Design haben, was die unterschiedlichen Stimmungen der einzelnen Szenen unterstreicht und sehr atmosphärisch machen wird. Für die Fernsehkameras muss es aber eigentlich immer schön hell sein; da müssen wir dann einen Kompromiss finden.
Ich weiß, dass die Beteiligung von RTL bei einigen Fans für Irritation gesorgt hat, was ich auch verstehen kann, vor allem wenn man sich das restliche Programm anschaut. Allerdings geht es hier in erster Linie um eine professionelle Aufzeichnung und da macht der Sender einen großartigen Job und es sieht dann im Fernsehen hoffentlich toll aus.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): So ein Skript ordentlich zu schreiben, erfordert eine gewissenhafte Recherche. Wie häufig hast du versucht, ausgiebige Bildungsreisen nach Kalifornien über die Spesenkasse abzusetzen? Woran ist es letztlich gescheitert?
Kai Schwind: Ich lebe ja hauptsächlich in Oslo und belaste die Spesenkasse schon genug, aber ich werde das bei EUROPA mal vorschlagen. Das wäre allerdings ein Novum, dass ein Autor auf Recherchereise fährt, nachdem das Skript bereits steht …
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Du führst wieder Regie und schreibst das Skript, Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich und Jens Wawrczeck sind natürlich auch wieder als die drei ??? mit an Bord. Werden noch weitere „alte Bekannte“ aus der 2009er-Show vor oder hinter den Kulissen mit dabei sein?
Kai Schwind: Auf der Bühne sind das Jan-Peter Pflug und Tilman Ehrhorn, die schon die Musik für die “Wecker” Show komponiert haben, diesmal werden sie allerdings noch von zwei weiteren Musikern unterstützt. Hinter den Kulissen gibt es viele Kollegen, die bereits das Kernteam bei der Wecker-Tour ausgemacht haben – von Produktionsleitung über Sounddesign bis hin zu Marketing & PR – das gibt mir eine große Sicherheit, weil man weiß mit wem man es zu tun hat und wie sehr man sich aufeinander verlassen kann. Ist zwar eine floskelhafte und überstrapazierte Phrase, aber: das Team und die Zusammenarbeit sind wirklich sensationell.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Mit allen zusammen im Tourbus unterwegs zu sein – das hat doch bestimmt auch etwas von Klassenfahrt…?
Kai Schwind: Absolut! Ich bin ja leider nicht die ganze Tour dabei - nach circa einer Woche ist der Zirkus flügge und da brauche ich dann auch nicht mehr Händchen halten. Aber ich weiß jetzt schon, wie sehr ich alle vermissen werde. So eine Tour ist ja ein Ausnahmezustand, man ist unheimlich intensiv mit einem Projekt beschäftigt, jeden Tag von den gleichen Leuten umgeben und, in dieser Größenordnung, auch sehr fremdbestimmt. Die Tage sind genau durchgeplant, man bekommt immer gesagt wann man wo und wie zu sein hat und wo es was zu essen gibt. Die Krönung ist dann jeden Abend der Adrenalinstoß, wenn die Show auf die Fans trifft und man diese Energiewellen spürt, die im Raum freigesetzt werden. Und klar, Tourbusse und Hotelbars sind ideale Orte für Klassenfahrtfeeling mit allem was dazu gehört, nur dass kein Lehrer reinkommt und sagt, dass wir jetzt mal bitte schön leise sein müssen.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Du bist ja inzwischen ein alter Hase im Hörspiel-Business. Neben deiner eigenen Serie, der Ferienbande, in der Du Kinder- und Jugendreihen der 80er-Jahre aufs Korn nimmst, hast du auch schon offiziell für TKKG geschrieben oder das großartige Horror-Hörspiel-Experiment „Das Lufer-Haus“ inszeniert. Worin liegt der wesentliche Unterschied zwischen den drei ???-Shows und allem anderen, was du sonst tust?
Kai Schwind: Die Besonderheit liegt zum einen in der Größenordnung der Produktion und zum anderen in den Anforderungen durch das Genre Live-Hörspiel. Die Geschichte wird ja auf vielen verschiedenen Ebenen erzählt – Dialoge, Musik, Licht, andere visuelle Elemente – und das fühlt sich dann manchmal so an, als würde man ein Hörspiel, ein Theaterstück, eine Lichtinstallation und eine Oper zeitgleich inszenieren. Man muss einfach wesentlich mehr im Auge (und Ohr) behalten, als bei einer normalen Studioproduktion. Hinzu kommen die zeitlichen Vorläufe, die bei einer solchen Show gefordert sind. Das waren sowohl beim “Wecker” als auch bei “Phonophobia” fast zwei Jahre. Da muss man schon wirklich bereit sein, sich auf dieses Projekt einzulassen und dafür zu brennen. Und dann ist es natürlich auch die Wirkung der Show, die man direkt zu spüren bekommt. Ein Hörspiel zu produzieren in der abgeschiedenen Atmosphäre eines Studios, was ich wirklich liebe, ist toll, aber ein Live-Hörspiel in dieser Größenordnung gemeinsam mit einem Publikum zu erleben ist etwas ganz besonderes und ich bin sehr sehr dankbar dafür, dass ich das mitgestalten darf.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Kommt es auch schon mal vor, dass du aus lauter Respekt vor der Marke „Die drei ???“ und der schieren Masse an erwarteten Zuschauern in deiner Arbeit gehemmt bist? Totale Blockade?
Kai Schwind: Nein, eine totale Blockade kenne ich nicht. Respekt vor der Marke habe ich in jedem Fall und ich bin mir auch der großen Verantwortung bewusst, allerdings finde ich auch, dass man an einige Aspekte des ??? Universums mit einer gewissen ironischen Distanz rangehen muss.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Wie reagiert man professionell auf Hörspiel-Nerds, die einem die eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen halten und alle Details zur Serie, den Charakteren, den Schauplätzen und verwendeten Gegenständen besser wissen? Hast du da manchmal Gewaltfantasien?
Kai Schwind: Gewaltfantasien habe ich selten. Ich bin ja selbst ein Fan und kann das gut nachvollziehen wenn man Veränderungen an einem Konzept, für das man so viel Liebe und Zuneigung empfindet erst mal skeptisch beäugt. Was mich allerdings nervt, ist ein Vor-Verurteilen eines Projektes wie unserer Show und eine gewisse Humorlosigkeit im Umgang mit den Figuren und der eigenen Hörspielnostalgie. Die ??? Liveshows sind besondere Ereignisse, die im Detail gar nicht mehr viel mit den Kassetten zu tun haben, die wir zum Einschlafen oder bei Autofahrten gehört haben, hier geht es um den Event und die Tatsache, die Sprecher in einer spektakulären Geschichte mit vielen Gleichgesinnten live zu erleben und wenn einem das zum Vorwurf gemacht wird, bin ich immer etwas ratlos. Allerdings stelle ich mich auch gerne der Kritik von Fans und bin auch der Meinung, dass man das aushalten muss, wenn man mit einem Konzept experimentiert, das es seit über 30 Jahren gibt und das eine ganze Generation geprägt hat.
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Ich kann dich nun leider nicht aus diesem Interview entlassen, bevor du uns nicht mindestens ein exklusives Geheimnis über die Show verrätst. Werden die drei ??? beispielsweise mit Fallschirmen aus einem Hubschrauber abspringen? Dürfen wir uns auf besondere visuelle Leckerbissen freuen? Welche erotischen Einlagen wird es in der – manchmal diffizilen – Beziehung zwischen Peter und Bob geben?
Kai Schwind: Zwei Worte: Flotter Dreier!
Nico Steckelberg (Hörspiegel): Vielen Dank für Deine Zeit, lieber Kai. Die letzten Worte gehören Dir.
Kai Schwind: Ich dank Dir für die feinen Fragen und die Möglichkeit zur Ablenkung. Ich freue mich einfach gigantisch auf März und hoffe viele von euch sind dabei. Die Fans sind ein wesentlicher Bestandteil der Show, ohne euch funktioniert das nicht. Macht euch einen netten Abend mit Justus, Peter & Bob!
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Foto Kai Schwind: (c) Uve Teschner
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Die Tourtermine (Quelle: Eventim, keine Gewähr):
Die drei ???: Phonophobia - Sinfonie der Angst
HANNOVER Sa, 22.03.14
TUI Arena 19:00 Uhr
OBERHAUSEN So, 23.03.14
König-Pilsener-ARENA 19:00 Uhr
BIELEFELD Di, 25.03.14
Seidensticker Halle Bielefeld 20:00 Uhr
KÖLN Mi, 26.03.14
LANXESS arena 20:00 Uhr
KÖLN Do, 27.03.14
LANXESS arena 20:00 Uhr
DÜSSELDORF Fr, 28.03.14
Mitsubishi Electric HALLE 20:00 Uhr
DORTMUND Sa, 29.03.14
Westfalenhalle 1 19:00 Uhr
MÜNSTER So, 30.03.14
Messe+Congress Centrum Halle Münsterland 19:00 Uhr
BOCHUM Di, 01.04.14
RuhrCongress Bochum 20:00 Uhr
BRAUNSCHWEIG Mi, 02.04.14
Volkswagen Halle 20:00 Uhr
GÖTTINGEN Do, 03.04.14
Lokhalle 20:00 Uhr
BREMEN Fr, 04.04.14
ÖVB-Arena 20:00 Uhr
HAMBURG Sa, 05.04.14
o2 World Hamburg 19:00 Uhr
BERLIN Sa, 09.08.14
Waldbühne Berlin 20:00 Uhr