Live in Bochum Hot
Nico Steckelberg
27. November 2016
Musik
Interpret/Band
Unter-Genre
Veröffentlichungs- Datum
25. November 2016
Format
CD
Anzahl Medien
2
Hörspiegel-Meinung
Nico Steckelberg
Gesamtwertung
9,0
Ganz Deutschland ist im Herbert-Fieber! Alle feiern seinen 60 Geburtstag mit ihm zusammen. Und natürlich ist so ein runder Geburtstag der perfekte Zeitpunkt um auf das geschaffte zurück zu blicken. Einerseits tut er dies mit seiner umfassenden Werkschau „Alles“. Eine Box, die ihren Namen zurecht trägt.
Aber selbstverständlich feiert Herbert seine Geburtstagsparty – wie es sich gehört – mit einem Mega-Konzert. Und wo finden die bewegendsten Grönemeyer-Konzerte statt? Klar: Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt.
„Live in Bochum“ ist für sich gesehen schon ein klassischer Ausdruck. Nun steht er auch für das neueste Live-Doppelalbum des musikalischen Querdenkers. Hier, wo noch unter Tage geschuftet wird, hatte Grönemeyers Musik schon immer einen ganz besonderen Stellenwert. Das liegt nicht nur daran, dass er der Komponist der Städthymne schlechthin ist. Das liegt auch daran, dass seine Musik schlichtweg zum Ruhrpott passt. Ehrlich, kernig, bodenständig verlässlich, und immer etwas verträumt und sehnsüchtig.
Dass das Album mit „Unter Tage“, einem Song vom neuesten Album, beginnt, ist eine Ansage in zweierlei Sicht. Erstens: Das hier ist kein Best-of-Konzert, denn Herbert Grönemeyer findet im hier und jetzt statt, nicht in der deutschen Pop-Vergangenheit. Zweitens: Wir sind wieder da, zusammen hier, wo man noch schuftet.
Das Konzert ist sehr beschwingt. Es gibt sehr viele mitreißende Songs, die zum Klatschen und mitsingen einladen (z. B. „Wunderbare Leere“, das „Männer“-Medley, „Musik nur wenn sie laut ist“, „Bleibt alles anders“), aber es sind vor allem die vielen nachdenklichen Stellen, die unter die Haut gehen. Wenn so viel Gefühl auf ein Publikum von zig Tausend Menschen trifft, dann erzeugt das eine schier spürbare Resonanz, selbst wenn man lediglich die Tonspur hört. So werden „Der Weg“, „Fang mich an“, „Flugzeuge im Bauch“ oder „Morgen“ zu Dauer-Gänsehaut-Erlebnissen. Und wenn dann noch das ganze rewirpower Stadion zum Übersong „Bochum“ anstimmt, braucht es keine Worte mehr.
Einziges Manko: Auf den Konzerten wurden noch wesentlich mehr ältere Stücke aus Grönemeyers Vergangenheit gespielt. Fast das gesamte „4630 Bochum“-Album durften die Fans damals live hören. Diese alten Schätzchen fehlen schlichtweg auf dem aktuellen Live-Album. Das zeigt wiederum die Konzentration auf das Hier und Jetzt des künstlerischen Schaffens, die CD-Fassung von „Live in Bochum“ konzentriert sich musikalisch daher besonders stark auf das neueste Album „Dauernd jetzt“. Damit werden vermutlich aber viele der Konzertbesucher enttäuscht sein, die sich das Live-Erlebnis noch einmal mit dieser Doppel-CD in Erinnerung rufen wollten.