Per Mano Hot

Tanja Trawny   07. August 2016  
Per Mano

Musik

Unter-Genre
Veröffentlichungs- Datum
01. August 2016
Format
  • CD
  • Download
Anzahl Medien
2

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

 Mit  „Per mano“ präsentiert Pascal Galeone (Schweizer Sänger) ein facettenreiches Doppelalbum der Kontraste. 

Auf der ersten CD stellt sich das Galeone Quartett bestehend aus dem europaweit auftretenden Musikern Franz Hellmüller (Gitarrist), Stefano Risso (Bassist) und David Meier (Schlagzeuger) sowie Marcel Papaux (Schlagzeuger) mit rein komponiertem Material dem Publikum. Das Quartett, in welchem Pascal Galeone sich selbst eher als ein Instrument als Sänger sieht, hat einen eigenen musikalischen Stil entwickelt.

Dieser war für mich zunächst beim Hören der ersten CD etwas gewöhnungsbedürftig. Bei reiner Konzentration auf die Stimme von Pascal Galeone sowie der musikalischen Symbiose und Umrahmung von Franz Hellmüller, Stefano Risso und David Meier/ Maecel Papaux konnte das Album an Charme für mich dazu gewinnen. 

Insgesamt bietet das Quartett auf der ersten CD dem Hörer ein partiell mystisches, zaghaftes, fast sinnlich verträumtes, melodisches und phasenweise dynamisches, impulsives Musikerlebnis. Pascal Galeone, dem Lieder alleine schon lang nicht mehr zureichen schein (zitiert nach Ralf Dombromwski), beweist hier erneut die Mannigfaltigkeit seiner Stimme. Mal hauchend, weich, zärtlich klingend, mystisch, Emotional angehaucht, kaum wahrzunehmend flüsternd, partiell dynamisch, in den Vordergrund tretend integriert sich Pascal Galeone sich mit einer klanglichen Feinheit anhand seiner Stimme, Rachengeräuschen, Vogelstimmen und Scatgesang in das kammerjazzige Spiel von Franz Hellmüller, Stefano Risso und David Meier sowie Marcel Papaux. 

Vor allem Franz Hellmüller sticht mit seiner Präzision, Umrahmung und Ergänzung der Stimme von Galeone an seiner Gitarre hervor. Es wirkt phasenweise wie eine Symbiose und dann wieder wie ein musikalischer Dialog zwischen Hellmüller und Galeone („ngaounderé“).

Die zweite CD, welche eher spontan entstanden ist auf Grund der Aufnahme des letzten Stücks der CD „Per mano“ im Trio von Pascal Galeone (Vokal), Franz Hellmüller (Gitarre) und Stefano Risso (Double Bass). Aus dem eigentlichen Soundcheck des Trio (zitiert nach Jazz N‘ More, Dezember 2015) entstand ein spontan improvisiertes sich suitenhaft entwickelndes Stück, welches dann statt des   eigentlichen letzten Stückes als eigener Bestandteil des Album „Per mano“ als weitere CD hinzukam. 

In dieser zeigt sich die musikalische Verbundenheit des Trio in der Dynamik , dem Aufbau und der Struktur ihrer Stücke. Mich überzeugt hier vor allem erneut das künstlerische Können von Franz Hellmüller (Gitare) im Spiel mit Stefano Risso (Double Bass), den Solophasen, sowie die Gesamtheit zusammen mit Pascal Galeone und ihrer experimentierenden Art des zunehmenden musikalischem Zusammenwachsens.

Insgesamt ist Pascal Galeone mit seinem Quartett und Trio ein Doppelalbum der Gegensätze (komponiert versus rein improvisiert) gelungen. Und wer Modern Jazz gepaart mit einer zarten, warmen, partiell emotional fast instrumental eingesetzten männlichen Stimme präferiert, welche unteranderem bei Koryphäen der vokalen Improvisation wie Norma Winstone oder Lauren Newton gelernt hat (zitiert nach Ralf Dombrowski) dürfte an diesem Album, welches in der Schweiz schon im Sommer 2015 veröffentlicht wurde und nun endlich auch zu uns kommt, seine wahre Freude haben und Inspiration verspüren.

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