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Ecke Buck   24. April 2013  
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Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Label
Veröffentlichungs- Datum
05. April 2013
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
5,0

Schon bevor ich den beiliegenden Pressetext zu dieser CD las, war ich mir sicher, dass es sich hierbei um junge Musiker handeln muss, die frisch aus der Musikhochschule kommen und mit ihrem experimentellen Vocal-Jazz die Jazzwelt revolutionieren, und wohlmöglich im Sturm erobern, wollen.
Und tatsächlich lernten sich die vier Musiker in Köln an der Hochschule für Musik und Tanz kennen und taten sich 2008 zusammen.
Man merkt schnell, dass die Rhythmusfraktion gut aufeinander eingespielt ist und beginnt mit dem angenehm zu hörenden Stück „O Pássaro Amarelo“, welches überwiegend instrumental dargeboten wird.

Ab dem zweiten Stück „Elm“ wird jedoch klar, dass es noch eine zweite Seite der Medaille gibt, in die die Gruppe leider etwas zu häufig verfällt. Man steigert sich musikalisch zwischendurch immer mal in ekstatische Eruptionen hinein, zu denen wild rumgeschriehen.. Verzeihung.. mit der Stimme improvisiert wird. Da Sängerin Filippa scheinbar manchmal das Gefühl zu haben nicht gehört zu werden greift sich auch schon mal zum Megaphon, was dann auch gerne mal unerträglich nervig für den Hörer werden kann.

Es gibt viele Momente bei denen man denkt:“Das ist schön, das klingt gut.“ Kaum zu Ende gedacht driften dann die musikalischen Ideen aber leider häufig in eine Art „auditiven Terror“ ab. Das mag den Musikern Freude bereiten, als Zuhörer muss man aber schon den Fortgeschrittenen-Kurs in der Meditiergruppe besucht haben, um so etwas dulden zu können ohne weiterzuskippen.

Auch das im österreichischem Heimatdialekt vorgetragene „Saga“ kratzt, nach einem kurzen Überraschungseffekt durch Sprachwechsel (und einem tollen Rhodes Klang), ordentlich an den, zu diesem Zeitpunkt, schon stark strapazierten Nerven.
Mit Ausnahme des gelungenen „Lost in a flashback“ fällt es mir schwer Seele in den Kompositionen und der Stimme zu entdecken. Jazz ist zwar nicht gleich Jazz, aber wenn man sich nach diesem Album mal „Live at the Blues Alley“ von EVA CASSIDY anhört weiß man wie viel Seele Musik und eine Stimme haben können.

Ich befürchte auf dem Weg den das Quartett eingeschlagen hat stehen die Chancen schlecht einmal mit einer Komposition ins Real Book aufgenommen zu werden.

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