Spiritus Dei

Spiritus Dei Hot

Nico Steckelberg   16. November 2011  
Spiritus Dei

Musik

Interpret/Band
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
6,0

Vor Pathos strotzend spricht „The Voice“ Joachim Kerzel die eröffnenden Worte zu „Spiritus Dei“, dem aktuellen Album von „Die Priester“, unterlegt von einer bedeutungsschwangeren Kirchenorgel. Die drei Priester deren (Zitat:) „Alltag von Gebet und kirchlicher Arbeit geprägt ist, und deren Herzen für Musik und Singen schlagen“ beginnen zu singen. Die Musik klingt epochal und erinnert an Vangelis‘ Soundtrack zu „1492 – Conquest of Paradise“. Schlecht ist das allemal nicht, da kommt schon einiges an Wucht und Knalleffekt herüber. Die Orgel in Verbindung mit orchestralen Stringarrangements und einem echten Drumkit machen es möglich.

Im zweiten Track „Oh Haupt voll Blut und Wunden“ offenbart sich dann auch die leicht elektronische Seite des Albums. Die Beats klingen hier jedoch noch sanft danach, nur hier und da ist Synthetik zu hören. Kirchliche Klangelemente wie (in diesem Fall) Glocken zeigen dem Hörer die musikalische Anlehnung. Am deutlichsten wird die Huldigung des Christlichen Glaubens jedoch ganz klar durch die Texte. Diese sind meist in Deutsch gehalten, und wer schon einmal einen Gottesdienst besucht hat, wird sicherlich die eine oder andere Textstelle und / oder Melodie wiedererkennen.

Mir gefällt hier jedoch nicht, dass man einfach bekannte klassische Melodien in einen Topf wirft, einen christlich anmutenden Text darüber schreibt, um sie ins Albumkonzept zu pressen. So dürfen wir uns über eine christliche Dance-Version von Tschaikowskys Schwanensee-Melodie im Gothic-Stil wundern oder freuen. Ich für meinen Teil bin nicht davon angetan. Hier fehlt mir die klare Linie.

Die Harfen- und Vocal-Dooh-Coverversion von Leonard Cohens „Hallelujah“, zählt nicht zu den besseren und versprüht nur wenig Atmosphäre. Vergleichsweise gut hingegen finde ich die Version der „Moldau“, hier passen die Stimmungen schon besser.

Nach dem dritten oder vierten Mal hintereinander „Ach das Lied, das kenn ich doch irgendwoher, nur anders“ ist man allerdings als an neuer Musik interessierter Hörer doch eher gelangweilt.

Interessant bei diesem Album ist die Produktion. Elektronik meets Orchester, vieles klingt nach moderner Filmmusik oder Klassikpop. Eben alles mit Priestergesängen „überbacken“. Überbacken deshalb, weil die enorme Bedeutungsschwere und Ausdrucksfülle allgegenwärtig ist und entsprechend schwer im Magen liegt. Kurzum: Man merkt, ich bin nicht überzeugt. Mich hat „Spiritus Dei“ trotz handwerklichen Könnens nicht packen können.

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