Deth Red Sabaoth           Hot

Wir erinnern uns: Der charismatische Metal-Elvis mit den sinistren Texten und dem gebildeten Body, der sich in der Metal- und Rockwelt mit seinen ersten 4 Alben wahre Denkmale gesetzt hat. Dann wollte Danzig ganz andere Wege gehen, wandte sich zunehmend den weniger zugänglichen Genres Industrial und Noise zu. Und damit schmolz auch die einst so große Danzig-Fangemeinde zu einem harten Kern zusammen.

Ich habe Danzig über all die Jahre verfolgt und stets seine songwriterischen Fähigkeiten bewundert, wenngleich ich immer das Gefühl hatte, dass er den Funken Lebenskraft, den er seinen früheren Liedern eingehaucht hatte, bei neueren Kompositionen nicht mehr so recht fand.

2007 erschien mit „The Lost Tracks of Danzig“ dann ein Ausflug in die Vergangenheit – rare und unveröffentlichte Tracks des Stimmgiganten. Das gefiel! Warum? Weil es einen Anflug von alten Zeiten mit sich brachte.

Was Danzig im Jahr 2010 von sich hören lässt, übertrifft alle Erwartungen, die seine Old-School-Fans an das Album haben konnten. „Deth Red Sabaoth“ ist DIE ultimative Reise in die Vergangenheit. Es setzt klanglich und stilistisch irgendwo zwischen „Danzig 2: Lucifuge“ und „Danzig III: How the Gods kill“ an. Groovende Rhythm Guitars, kreischende Soli und Flageolett-Töne, ein Schlagzeug, wie im Proberaum aufgenommen (und von Type O Negative-Drummer Johnny Kelly auch ungefähr so tight gespielt), Danzigs rauchige Stimme, die in den tieferen Ebenen liebkost und in den Höhen gegen die Gitarren anschreit; natürlich in den unverkennbaren Danzig-Vocallines. Der ganze Sound klingt nach 1988 bis 1992, es knistert und rauscht. Ganz schön rumpelig, aber garantiert Testosteron pur!

Danzig ist ein Weltreisender. 1988 hat die Kreuzfahrt mit „Danzig I“ begonnen. Nach vielen guten Hotels und auch ein paar nicht so tollen Etablissements hat er endlich den Weg nach Hause angetreten. Es ist 2010 und Danzig ist endlich wieder daheim.

Und das ist vermutlich das Geheimnis: Bring den Leuten ihre Jugend zurück! Danzig schafft genau das. Und dafür hat er sich einen Orden verdient.

Prädikat: Hörenswert.

Anspieltipps: „Deth Red Moon“, „On A Wicked Night“ und “Hammer of the Gods”