Geisterjäger John Sinclair – Das Horror-Schloss im Spessart Hot
Michael Brinkschulte
28. Mai 2009
Bericht
Künstler
Veranstaltungsort
Location
Veranstaltungsdatum
25. Mai 2009
Hörspiegel-Bericht
Das Vollplayback-Theaterpräsentiert als sondergelagerte Komödie und augenzwinkernden Spezialfall:
Geisterjäger John Sinclair – Das Horror-Schloss im Spessart
Bielefeld 25.5.2009, 19 Uhr Ortszeit:
Die Tore zur Oetker-Halle öffnen sich und das geneigte Volk der Zuschauer betritt die heiligen Hallen. Vorbei an zwei uniformierten Ordnern geht es auf die Garderobe zu, die an diesem warmen Tag kaum Nutzung erfährt. Nun heißt es die Treppe zu erklimmen, um in den Kinosaal zu gelangen, in dem die Theatervorführung ihren Lauf nehmen wird. Auf dem Flur findet sich ein Merchandise-Stand, an dem das „Rundum Sorglos Paket“ des Vollplayback Theaters erworben werden kann.
19:15 Uhr Ortszeit
Ich betrete den Saal, die ersten Reihen sind schon fest in der Hand der Fans, die, in Ermangelung von Handtüchern, die Sitze mit Handtaschen, anderen Utensilien oder sich selbst reserviert haben. Zu meiner Verblüffung muss ich feststellen, dass der Saal ab der Mitte abgesperrt ist. Anscheinend werden nicht besonders große Menschenmassen erwartet. Und dies bewahrheitet sich schließlich auch. Im Gegensatz zu meinem letzten Erlebnis des Vollplayback Theaters im X in Herford mit den Drei ???, welches komplett ausverkauft war, füllt sich der Saal in der Oetker-Halle nur zu rund einem Drittel, die leere Empore mitgerechnet.
19:38 Uhr Ortszeit
Der wiederholt vorbeiziehende Brezel-Verkäufer bekommt seine Chance. Die erworbene Speise ist nicht wie erwartet knackig, sondern eher labbrig und stimmt perfekt auf ein Horror-Erlebnis ein.
19:58 Uhr Ortszeit
Klingeln zum Sammeln! Alle noch nicht platzierten Bestandteile des Publikums suchen sich einen Sitz oder belästigen die schon sitzenden Personen mit dem Wunsch doch noch zu ihrem auf der anderen Seite liegenden Platz durchgelassen zu werden. Die Türen schließen sich. Auf der Bühne stehen Mikrophonständer, Gitarre und Barhocker.
20 Uhr Ortszeit
Zwei Gestalten betreten die Bühne, schauen sich an und räumen die auf der Bühne befindlichen Utensilien weg. Das Schauspiel beginnt.
Kommentierung der Vorgänge von 20 Uhr bis 22:15 Uhr Ortszeit mit einer kurzen Pause um 21 Uhr:
In bekannt gekonnter Art und Weise setzt das Team des Vollplayback-Theaters die Geschichte des Geisterjägers um. Neben den Handlungssträngen der Titelfolge „Das Horror-Schloss im Spessart“ bedient sich die Gruppe auch bei anderen Folgen, um die Rahmenhandlung zu komplettieren. Dabei ergibt sich ein ansprechend konzipierter Handlungsstrang, der durch Einflechtung vieler weiterer Elemente aus Hörspiel, Film und Fernsehen ergänzt wird.
Schon die Darstellung der Figuren ist äußerst gelungen. Verschiedenste Charaktere werden von immer wieder den gleichen Schauspielern in den unterschiedlichsten Verkleidungen verkörpert. Und die Darsteller schaffen es perfekt die Synchronität von Hörspiel und Schauspiel herzustellen. Die Worte der Sprecher kommen für das Publikum klar aus den Mündern der Schauspieler. Eine äußerst gelungene Illusion.
Wie schon angemerkt bedient sich das Stück an verschiedensten Baustellen. Gerade dadurch, und durch den skurrilen Darstellungscharakter der Figuren, steigert sich das humoristische Erlebnis für das Publikum vom anfänglichen Lächeln hin zum prustenden Lachen. Doch es wird nicht nur gelacht, es wird auch kräftig gerockt. Mit Anleihen bei der Rocky Horror Show schmilzt das letzte Eis und das Publikum geht richtig mit.
Was besonders herauszustellen ist sind die vielen Details mit denen die Bühnenshow zu ihrer Gesamtwirkung kommt. So finden sich immer wieder Kleinigkeiten, die am Rande erscheinen und vom Publikum nicht immer sofort wahrgenommen werden. Sind sie aber entdeckt, so geht ein Flüstern durch die Menge, damit der Nachbar auch etwas davon hat.
Natürlich kommt das Vollplayback-Theater nicht darum herum eine Brücke zu dem Programm zu schlagen, mit dem es auch auf Tour ist. So finden sich auch Justus, Peter und Bob wieder; im übrigen in einer Szene, die sich auch im Drei ??? Stück wiederfindet.
Mit einem grandiosen Finale endet die Vorstellung und das Publikum bietet ausgiebigen Applaus als Anerkennung der Leistung. Eine kleine Zugabe, dann endet ein grandioses Erlebnis, bei dem die Abstimmung zwischen schnellem Bühnenumbau für die einzelnen Szenen, eingespielten Fotos und Videos, trefflich ausgewählter Musik und der schauspielerischen Leistung absolut perfekt erscheint.
Schade, dass das Interesse an der Sinclair Aufführung schwächer war, als das an den Drei ???. Allen Menschen, die die Reihen in der Oetker-Halle leer gelassen haben sei gesagt: „IHR HABT WAS VERPASST!“