Frankfurter Buchmesse 2015 (Teil 1) Hot
Michael Brinkschulte
18. Oktober 2015
Bericht
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Veranstaltungsdatum
15. Oktober 2015
Hörspiegel-Bericht
Die Frankfurter Buchmesse stand auch in diesem Jahr wieder auf meinem Programm, um Neuigkeiten in der Buch- und Hörbuchwelt, sowie hinsichtlich verschiedenster Publikationswege zu erfahren. Eigentlich hatte ich mir das Ziel gesetzt am Eröffnungstag, dem Mittwoch dabei zu sein, doch das ließ sich zeitlich nicht realisieren und ich muss sagen: Zum Glück. Denn das Wetter am Mittwoch zeigte sich mit einem vorzeitigen Wintereinbruch als nicht besonders Buchmessefreundlich, vor allem für all jene, die einen weiteren Anfahrtsweg hatten. Schnee sah ich dann auch noch am Donnerstag, als ich mich aufmachte nach Frankfurt zu kommen. Das Wetter war etwas freundlicher, kein neuer Schnee, aber durchweg Regen und Nebel. Dadurch und durch die stetigen Baustellen auf den Autobahnen, sowie einigen Menschen, die trotz der nicht soliden Witterung meinten den Gasfuß bis aufs Bodenblech zu treten und in Folge dessen einen Kilometer langen Stau durch den produzierten Unfall erzeugten, wurde die Fahrt länger als üblich. Endlich am Messeparkhaus Rebstock angekommen, ging es dann schnell in den Shuttle-Bus und ab in die warmen Messehallen. Hier tummelten sich schon viele Menschen, die bepackt mit Werbematerialtaschen, Rollkoffern oder zu verteilenden Prospekten die Gänge füllten.Mein Weg führt mich in die Halle 3.0, in der ich mir zuerst einen Überblick verschaffte, ähnlich ging ich in der darüber liegenden Halle 3.1 vor, in der sich der Gemeinschaftsstand der Hörbuchverlage befand. Bevor ich diesen jedoch erreichte, blieb ich an der Kulturbühne hängen, auf der gerade ein Physiker in humorvoller Art und Weise die ‚Physik in Hollywood‘ mit der realen verglich. Ein humorvoller wissenschaftlicher Beitrag, der das Publikum sichtlich unterhalten hat. Weiter also zu den Hörbüchern am Gemeinschaftsstand. Hier stellten verschiedene Verlage ihre aktuellen Produktionen in Regalen vor. Deren Mitarbeiter waren intensiv in Gesprächen mit unterschiedlichsten Ansprechpartnern vertieft, sodass ich mich zuerst einmal allgemein umsah. Am Stand von ZYX-Music erfuhr ich anschließend im Gespräch, dass sich dort verstärkt der Veröffentlichung von Sagen als Hörbuch gewidmet wird und entsprechende Neuerscheinungen zu erwarten sind.
Im weiteren Verlauf besuchte ich dann in der Hall 3.0 den Stand von Headroom und führte dort ein interessantes Gespräch mit Regisseurin Theresia Singer, die mir mitteilte, dass die bisher erfolgreich vertriebenen Reihen fortgesetzt und noch einige Produktionen verhandelt werden, zu denen sie noch keine näheren Aussagen treffen konnte. Zu Kommissar Gordon war zu erfahren, dass es nach der aktuellen Folge ‚Der letzte Fall?‘ noch einen weiteren geben wird. Auch die Kooperation mit ‚Die Zeit‘ wird fortgesetzt und das Magazin wird eine weitere Box mit Headroom-Produktionen herausgeben. Man darf also gespannt sein, wie sich die Reihen wie ‚Abenteuer & Wissen‘ oder „Kli Kla Klangbücher‘ fortsetzen werden und was noch aus dem Hause Headroom folgen wird, das dieses Jahr den 15. Geburtstag feiert.
Bei Hörbuch Hamburg, einem Verlag, der mehrere andere Verlage wie ‚Osterwold Audio‘, der derzeit das aktuelle Buch von Charlotte Roche ‚Mädchen für alles‘ auf den Markt gebracht hat, mit im Programm hat, durfte ich schon Einblick in die für das kommende Jahr geplanten Veröffentlichungen nehmen. Es wird eine ganze Reihe von Neuveröffentlichungen in der gesamten Bandbreite der unterschiedlichen Genres geben, aber auch Wiederveröffentlichungen von zum Teil vergriffenen Hörbüchern.
Nachdem ich Charlotte Roche eben schon erwähnt habe, eben diese Autorin war dann am Stand des Spiegel live im Gespräch und gab Auskunft über ihr neues Buch. Aber auch der Prozess des Schreibend, die Notwendigkeit einer längeren Pause nach einer Promotion-Tour für ein Buch, sowie Probleme im Prozess des Schreibens selbst kamen zur Sprache. Die kleine Bühne auf der das Gespräch stattfand war stark umlagert, sodass auf dem nebenliegenden Gang kaum ein Durchkommen für die anderen Besucher war.
Am Ende der Gesprächsrunde orientierte ich mich in Richtung des Ehrengastes Indonesien und schaute mir die Präsentation des Landes, bzw. die Darstellung der literarischen Entwicklung in diesem an. Die Präsentation in der Festhalle (Forum) fiel sehr interessant und vielschichtig aus. Von der Decke hängend und in Vitrinen oder Buchständern stehend wurden unterschiedliche Dinge dargestellt, visualisiert, projiziert etc. Zugleich waren verschiedene Autoren des Landes zugegen, standen im Interview Rede und Antwort, trugen zum Teil mit Hilfe von Übersetzern oder Sprechern Sequenzen aus ihren Werken vor oder standen auch den Besuchern für Fragen zur Verfügung. Interessant war der Kontrast von traditionellen Schriften und den modernen Comics des Landes, die in nächster Nähe zueinander dargeboten wurden. Auch Nahrung und Gewürze standen im Fokus des Präsentationsbereichs und es wurde die Möglichkeit geschaffen, diese mit mehreren Sinnen zu erfassen.
Im Forum unter der Gastland-Vorstellung, war wie in den vergangenen Jahren die ARD mit einem Studio vertreten, in dem gerade Andrea Sawatzki live in der Sendung NDR Info/WDR Tischgespräch Rede und Antwort stand. In unmittelbarer Nähe befand sich das Hörspielstudio, in dem Besucher zu bestimmten Zeiten Aufnahmen beobachten konnten.
Und auch das Deutsche Radio Archiv war vor Ort und gab einen historischen Überblick.
Mein Weg führte mich zurück durch die Hallen 4, 5 und 6, in denen Sachbücher und internationale Verlage ihre Flächen füllten. Faszinierend war hier auch die Vielfalt der dargestellten Medien. Aufgrund von Zeitmangel konnte ich hier leider nicht länger verweilen und begab mich im Anschluss zurück in die Halle 3. Zwischendurch wurde ich immer wieder auf interessante Veröffentlichungen aufmerksam, die zum Teil weit hin sichtbar beworben wurden. So zum Beispiel der neue Asterix-Band 36 oder Sebastian Fitzeks neuen Thriller ‚Das Joshua Profil‘, das in einem vergitterten mit Fäden durchzogenen Raum im Außenbereich beworben wurde. Leider fiel gerade dieser Außenbereich bei vielen Besuchern aufgrund der Witterungsverhältnisse in Ungnade, wodurch Lesezelt, die gemütliche Fläche von ‚Bibliotels.com‘ oder die Open Stage ein vernachlässigtes Dasein fristeten.
In Halle 3 besuchte ich die Ausstellungsfläche und Bühne im Kinder-Buch-Zentrum und konnte einen Teil der Nominierung für den Astrid Lindgren Award miterleben, bevor ich zur Ausstellungsfläche von Amazon publishing wechselte, wo Sprecher Detlef Bierstedt in Rahmen der Kindle Storyteller Lesung eine Stunde lang aus zwei Veröffentlichungen (‚Petersen – Paradox‘ und ‚Schiller – Totes Sommer Mädchen‘) vortrug. Nach einer kurzen Vorstellung des Sprechers und dessen Kommentar ‚es schleiche sich halt immer wieder jemand in seinen Körper‘ auf den Hinweis des Moderators darauf, dass Bierstedt die Stimme von George Clooney sei, ging es los.
Leider wurde die Lesung durch die, meiner Meinung nach, schlechte Tonanlage und die gleichzeitig erfolgende Beschallung von mehreren nebenliegenden Bühnen, sowie ein zum Teil sehr unruhiges Publikum gestört. Davon ließ sich Profisprecher Bierstedt allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Er las souverän und mit bekanntem Stimmspiel die beiden Romanausschnitte.
Als diese Lesung vorüber war, war es dann auch schon langsam an der Zeit nach einer letzten Runde durch die Bücherregale den Heimweg anzutreten. Wieder einmal blieb das Gefühl zurück viel gesehen zu haben, viel mehr Zeit und mehrere Klone zu benötigen, um die Messe in ihrer Gesamtheit erleben zu können. Der Besuch der Frankfurter Buchmesse war wieder ein informatives Erlebnis mit vielen Eindrücken, es stellte sich jedoch auch dar, dass einige Verlage, die in den letzten Jahren stetig vertreten waren, dieses Mal nicht vor Ort waren. Andere Aussteller ließen durchblicken, dass sie gezielt abwägen, ob sie in Frankfurt oder Leipzig aufbauen, wieder andere setzen auf ihre Präsenz an beiden Buchmesse-Standorten.