Der Herr des Wüstenplaneten Hot

Schon der erste Teil der Dune-Saga galt über viele Jahre hinweg als die Referenz und das Standardwerk der Science Fiction, an dem sich alle neuen Sci-Fi-Storys messen mussten: "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert. Verschiedene Verfilmungen haben es nicht geschafft, die Komplexität des Buches wiederzugeben, nicht einmal der Kult-Regisseur David Lynch hat dies vollbringen können. Man darf es ihm jedoch nicht übel nehmen, denn was Frank Herbert mit "Dune" geschaffen hat, ist mehr als lineare Science Fiction: Es ist ein historisch-politischer Roman, der in einer fernen Zukunft und auf einem fremdartigen Planeten angesiedelt ist. Doch es gibt nicht nur diese politisch-erzählerische Ebene, sondern der erste Teil von "Dune" war gleichzeitig ein Abenteuerroman, eine theologische Abhandlung und eine Liebesgeschichte. Es handelte von Verrat und Freundschaft, von Kompromissen und Mut, von den vielen Seiten einer Medaille. "Dune – Der Wüstenplanet" war obendrein ein psychedelisches, Bewußtseins erweiterndes Meisterwerk.

Nun erscheint der zweite Teil von Herberts Sci-Fi-Meisterwerk. „Der Herr des Wüstenplaneten“ hat nach wie vor viele Elemente des ersten Teils, doch er ist insbesondere auf politischer und theologischer Ebene ausgeprägter. Es ist die Geschichte von Paul Atreidis, der inzwischen zum Herrscher von Arakis aufgestiegen ist. Er ist nicht nur der Imperator, er ist ebenfalls ein junger Gott bzw. wird für einen solchen gehalten. Viele verschiedene Interessenverbände gilt es zusammen zu halten. Doch Dune wird nicht harmonisch regiert. In Pauls Regierungszeit herrscht Krieg, und er hat gelernt unliebsame Entscheidungen zu treffen. Insbesondere was seine eigene Thronfolge angeht gibt es verschiedene Meinungen aus Pauls Umfeld. Er muss den goldenen Mittelweg finden. Wer soll die Mutter seines Kindes werden? Seine offizielle Frau oder die Frau mit der er lebt und die er liebt? Ein weiteres behandeltes moralisches Thema ist das Wiederbeleben toter Körper zu einem neuen Bewußtsein. So geschehen mit Pauls ehemaligen Freund und Ausbilder. Er kehrt als neuer Mensch zurück, findet jedoch im Verlaufe des Buches immer mehr den Zugang zu seiner eigenen Vergangenheit, die nicht ihm gehörte.

Dieses Buch ist überhaupt voll von moralischen Fragen und Herausforderungen. Das macht dieses Buch weniger griffig als den ersten Teil. Es gibt nicht mehr DEN klaren Gegner, den es zu bekämpfen gibt. Es gibt sehr viele Grauzonen und jeder Verbündete, jede Entscheidung könnte eine Gefahr bergen.

Mit Simon Jäger und Marianne Rosenberg greift man auf die bekannten Stimmen des ersten Hörbuches zurück. Lediglich Jürgen Prochnow ist nicht mehr mit an Bord. Das liegt vermutlich daran, dass die von ihm vorrangig gesprochenen Parts der Harkonnen und Pauls verstorbenen Vaters Leto im zweiten Teil nicht mehr vorkommen. Simon Jäger füllt dieses Hörbuch aber auch allein sehr gut aus. Er ist ein unheimlich guter Interpret. Sehr positiv empfinde ich auch den Einsatz Marianne Rosenbergs als die Stimme der Chronistin, die im Dokumentarstil kurze Zitate aus (von Herbert „erfundenen“) Sachbüchern zwischen den erzählerischen Kapiteln zum Besten gibt. Es ist in der Tat DIE Marianne Rosenberg ("Er gehört zu mir"). Es würde mich nicht wundern, wenn man ihren Namen künftig auf weiteren Hörbüchern lesen würde.

Der Roman erscheint in seiner Originalfassung auf 8 CDs. Nicht so fesselnd wie Teil 1, dafür um einiges tiefgründiger und anspruchsvoller.