Der Mann mit der Ledertasche Hot
Hörbuch
Rückentext
»Das gesamte Personal der Post muss in seiner völligen Hingabe an das Interesse der Öffentlichkeit immer standhaft und rechtschaffen bleiben. Vom Personal der Post wird erwartet, dass es nach den höchsten sittlichen Grundsätzen handelt, die Gesetze der Vereinigten Staaten achtet und sich im Übrigen an die Vorschriften und Richtlinien der Postverwaltung hält.« Der Briefträger Henry Chinaski alias Charles Bukowski bleibt unsittlich: Trotz zahlreicher Auseinandersetzungen mit seinem Chef frönt er seinem exzessiven Leben; er raucht, trinkt und versucht erfolglos, eine dauerhafte sexuelle Beziehung aufzubauen. Zunächst als Briefträger nicht nur bissigen Hunden ausgesetzt, verbringt er später seine Nächte an der Sortiermaschine. Schließlich quittiert er den Dienst, um einen Roman zu schreiben. Der Klassiker der Untergrundliteratur hat nichts von seinem anarchischen Witz und seiner rauen Wirkung eingebüßt. »Der Mann mit der Ledertasche« (»Post Office«) ist Bukowskis erster und wichtigster Roman, mit dem er 1971 den Sprung von Dichtung zu Prosa vollzog und der ihn weltberühmt machen sollte.Hörspiegel-Meinung
Gute Bücher überdauern ihre Zeit, im Idealfall jedoch werden sie relevanter als zu der Zeit in der sie verfasst worden sind. So könnte man Bukowskis Debütroman "Der Mann mit der Ledertasche" in diese Schublade stecken. Fast alle seiner Romane waren stets eng mit den Erlebnissen des fleisch gewordenen Haudegen verknüpft und auch wenn der Protagonist hier "Chinaski" heißt, so sieht man vor seinem geistigen Auge doch immer die Visage des "dirty old man" als Postboten an sich vorbeiziehen.
So gesehen ist ein Roman von Charles Bukowski schon Steilvorlage genug, um auch dem Hörbuch eine Nuance zu verleihen, die die Unmittelbarkeit der Ereignisse aufblühen lässt. Matthias Brandt, Träger des deutschen Hörbuchpreises 2010 und Erzähler von "Der Mann mit der Ledertasche" macht seinen Job sehr gut. Vielleicht nicht so autenthisch wie ein Martin Semmelrogge es täte, am Ende jedoch überzeugt er den Hörer vollends und entlässt ihn zufrieden auf die Straße des eigenen Lebens. Dann aber hoffentlich nicht als Postbote, wie man nach dem gespannten Zuhören des Hörbuchs als Fazit ziehen muss. Brandts bisweilen lakonischer Erzählstil, verknüpft mit den Erlebnissen von Chinaski, lässt den Hörer sich das ein oder andere Mal den Bauch vor Lachen halten. Und die neue Erkenntnis reifen: Bukowski mochte Hunde wahrscheinlich lieber als Frauen...
Die Gestaltung der 4 CD Box ist sehr gelungen. Illustrator Thomas Mattheus Müller fängt die Farben des L.A.s der 60iger Jahre gut ein, und orientiert sich bei der Wahl des Sujets an den Protagonisten und Plätzen des Romans. Im Booklet ist noch ein Teil eines Playboy-Interviews von Jörg Fauser mit Bukowksi aus dem Jahr 1977 abgedruckt. Eine sehr gelungene Veröffentlichung, und ein idealer Einstieg besonders für Leute, die sich mit Charles Bukowski noch nicht vertraut gemacht haben.