Unsichtbar Hot

Nico Steckelberg   11. August 2010  
Unsichtbar

Hörbuch

Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
6

Rückentext

New York 1967: Adam Walker ist ein introvertierter Student mit literarischen Ambitionen. Auf einer Party lernt er Rudolf Born und dessen verführerische Freundin kennen und stürzt sich in eine unheilvolle Dreiecksbeziehung. Adams Leben nimmt eine dramatische Wendung, als die mühsam verborgene Gewalttätigkeit Borns hervorbricht und einen Menschen das Leben kostet. 40 Jahre später schreibt Adam die dramatischen Ereignisse jenes Sommers auf und hinterlässt eine Geschichte mit vielen Unbekannten. Ein Roman über menschliche Fehlbarkeit und das Zerbrechen moralischer Gewissheiten – kunstvoll gelesen von Burghart Klaußner.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
9,0
Aufmachung 
 
5,0
Gesamtwertung 
 
7,8

Paul Austers Bücher handeln meistens vom Schreiben. Und vom Leben. Und von Beziehungen. Und von Sex. Und von Lebenskrisen. Sein neuester Roman „Unsichtbar“ bildet da keine Ausnahme. Es ist die Geschichte von Adam Walker, einem jungen Mann, der im New York des Jahres 1967 einige neue Bekanntschaften und mit ihnen einhergehend einschneidende Lebenserfahrungen macht. Deshalb schreibt Walker 40 Jahre danach ein Buch über das Jahr 1967. Eine Autobiografie, die die Jahreszeiten des Jahres als Kapitel haben soll.

Das besondere an Austers neuem Roman ist jedoch die Erzählweise. Geschickt baut er Walkers Geschichte in eine übergeordnete Rahmenhandlung ein. Denn der alte – inzwischen todkranke –
Walker schickt das Manuskript des ersten Kapitels an einen ehemaligen Studienfreund. Und aus dessen Sicht wird der Roman erzählt – mit Walkers Buchkapiteln in vollem Umfang darin eingebunden. Doch Walker stirbt, bevor er das Buch vollenden kann. Und der Leser bzw. Hörer ist zunächst enttäuscht, nicht mehr den Rest der biografischen Erzählung zu hören. Doch der Ich-Erzähler macht sich auf die Suche nach weiteren Informationen, stößt auf Notizen zu einem dritten Kapitel und findet in einem letzten Interview noch weitere Aspekte aus dritter Sicht, die Walkers Geschichte ein Stückweit komplettieren.

Man fragt sich häufig: Was passiert hier eigentlich konkret? Viel Inhalt scheint Austers Buch nicht zu bieten, dennoch schafft er es, den Leser bzw. Hörer neugierig zu halten. Er schafft das durch die geschickte Konstruktion seiner Charaktere, durch sexuellen Tabubruch und stets variierende Erzählweisen. Die Dialoge sind klug, die Motive teils glasklar, teils völlig unklar. Das macht es spannend.

Das Hörbuch ist auf 6 CDs gekürzt. Man hat jedoch nicht den Eindruck, dass etwas fehlt. Interpretiert wird „Unsichtbar“ von Burghart Klaußner. Seine Lesung ist dynamisch, das ist auch zwingend erforderlich für den dynamischen Stoff des Buches. Er spielt die Figuren nicht, sondern überlässt Austers Wortwahl die Kreation der Charakterzüge, er unterstützt sie nur sehr punktuell. Eine Figur, die er brillant verkörpert, ist der undurchsichtige Professor Born in seiner unangenehmen, direkten Schroffheit.

„Unsichtbar“ ist ein sehr besonderes Hörbuch. Es ist nichts für Zwischendurch, es will durchlebt werden. Die Zeit sollte man sich nehmen, denn alleine schon die ansprechenden Sprünge durch Emotionen, Zeiten und Erzählperspektiven sind es wert.

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