The Pekin Tapes

The Pekin Tapes Hot

Sören Wolf   16. Oktober 2014  
The Pekin Tapes

Musik

Interpret/Band
Unter-Genre
Veröffentlichungs- Datum
28. November 2014
Format
  • CD
  • Download
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
9,0

Wer kennt nicht das Forschungsprojekt des Pawlowschen Hundes, das um die letzte Jahrhundertwende das Prinzip der klassischen Konditionierung aufdeckte. Ein Hund ziert auch das Cover von Pavlov's Dog, 1972 in St. Louis gegründet. Satte 41 Jahre hat es gedauert, bis das eigentliche Debütalbum das im Oktober 1973 eingespielt wurde veröffentlicht werden konnte. Mit einem für damalige Verhältnisse sensationell hoch dotierten Angebot ($ 650.00) wurde die Band von ABC Records unter Vertrag genommen und gleich wieder ins Studio geschickt, um "Pampered Menial" einzuspielen, das mittlerweile als Meilenstein der Prog-Rock gelistet wird und als eigentliches Debütalbum von Pavlov's Dog gilt.

Diese Aufnahmen hier galten als Verschollen, da die Masterbänder 1977 einem Brand zum Opfer gefallen sind. Jedoch wurde eine Kopie der Aufnahmen in einem privaten Nachlass entdeckt, und so kommen wir alle also über 40 Jahre nach den Aufnahmen in den Genuss eine kleine Zeitreise in die 1970er Jahre unternehmen zu dürfen.

Ich muss gestehen, dass Pavlov's Dog mir bisher nicht bekannt waren. Was sofort auffällt, ist die Tatsache, dass das Septett ganz anders als die meisten Prog-Rock Bands nicht so besonders ausufernde Songs im Repertoire hat. Ein Chorus wird meist bereits nach einer kurzen Einleitung in den Raum geschmettert. Die Stimme von Hauptsänger und Gitarrist David Surkamp ist eine sehr ungewöhnliche, fast einzigartige, die nur an Jefferson Airline/Starship Sänger Marty Balin erinnert. Das jedoch so sehr, dass man damit rechnen könnte, die beiden sind Zwillinge; verblüffend!

Die Instrumentierung ist ganz nach 70er-Jahre Gusto mit klassischer Rockbesetzung plus dem obligatorischen Mellotronen und Violine garniert. Jedes Instrument hat seinen Platz, ohne überfrachtet oder überflüssig zu wirken. Pavlov's Dog haben auch noch einen weiteren Sänger in ihren Reihen, Keyboarder David Hamilton bietet dabei mit seiner weich samtenen Stimme das Kontrastprogramm zu dem sehr hohen Organ seines Pendants. Erstmals tritt er bei Song drei in Erscheinung, dass jazzig verträumte "Time" fällt im Gegensatz zu den anderen Songs etwas aus dem Rahmen, da hier das Keyboard den Ton angibt und nicht nur einen Teppich legt.

Neben den regulären 10 Songs auf "The Pekin Tapes" sind auch noch die Aufnahmen für das erste Demo Tape aus dem Frühjahr 1973 enthalten. Soundmäßig fallen diese deutlich ab, um das nostalgische Dokument zu komplettieren ist es jedoch eine nette Beigabe. Da Pavlov's Dog das Glück hatten fünf potenzielle Songwriter in ihren Reihen zu Wissen, bestand die Gefahr, dass das Album zerfahren und uneinheitlich klingt. Das ist jedoch nicht der Fall, denn die Band verstand es seinerzeit jedem Mitglied seinen Raum einzugestehen und die einheitliche Linie nie aus den Augen zu verlieren. So schließt das Präludien & Fellacio in E Minor das reguläre Album mit klassischen Anleihen, die jedoch zur damaligen Zeit, zeitgemässig mit spacig progigen Sounds garniert wurden. Für alle Anhänger des Prog Rock, und die wahrscheinlich ohnehin zahlreichen Kenner von Pavlov's Dog ist das Album ein Pflichtkauf. Zur momentanen Nostalgiewelle passt das Album wie Arsch auf Eimer.

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