The Violet Steam Experience

The Violet Steam Experience Hot

Nico Steckelberg   10. März 2013  
The Violet Steam Experience

Musik

Interpret/Band
Format
CD
Anzahl Medien
1

Hörspiegel-Meinung

Gesamtwertung 
 
8,0

Steampunk! Diese hochinteressante Mischung aus viktorianischer Technik und Kleidungsstil vermischt mit Elementen aus der Moderne: Der Hörspiegel hat mit „Hauteville House“ und „Siebengestirn“ bereits zwei Comicserien des Genres vorgestellt. Nun wendet sich auch die (bisher) Mittelalterformation Violet dem Genre zu. Während ihre Alben bis 2007 noch mit deutlichen Mittelaltereinflüssen aufwarten konnten, war bereits das 2009er-Album „Modern Life“ ein klarer Schritt in Richtung Rock/Gothic-Rock.

„The Violet Steam Experience“ hat nun so gar nichts Mittelalterliches mehr an sich. Das großartige Cover- und Bookletdesign unterstreicht das neue Konzept und veranschaulicht eindrucksvoll, wohin es geht: Zurück zur Jahrhundertwende 18./19. Jahrhundert. Industrielle Revolution trifft auf Jules Vernes Zukunftsvisionen. Und auch der Opener-Track „Prometheus“ macht mit seinen maschinenhaft pumpenden Bässen und straighten Drums klar, dass Rock auch auf diesem Album großgeschrieben wird.

„Apocalyptic City“ ist sicherlich eines der Kernstücke des Albums. Mit seinen schönen, klaren Gitarren, der Streicheruntermalung und einer knisternden Stimmung, die nach Ruhe vor oder nach dem Sturm riecht, werden bei mir Erinnerungen an Paul-Roland-Songs à la „The Great Edwardian Air-Raid“ wach. Schön. Zudem hat es sich Frau Dr. Stücker (Gesang) nicht nehmen lassen, eine kleine deutschsprachige Geschichte zu diesem Song zu schreiben und im Booklet zu verewigen. Da zeigt sich, wie viel Humor die Band hat. Sympathisch!

Wo waren wir? Steampunk, genau! Das Intro für „Sleepless“ bringt das Konzept auf den Punkt: Es ist ein kleines inszeniertes Hörspiel vor einer tollen atmosphärischer Geräuschkulisse. Vor diesem Hintergrund trägt unser Lieblings-Gerichtsmediziner Dr. Mark Benecke in eher deutsch geprägter Aussprache eine englische Textpassage aus Bram Stokers „Dracula“ vor. Höchst interessante Kooperation. Ob Violet im Rückspiel der Kooperation dann auch an Leichen riechen und Fliegenlarven unter dem Mikroskop aufschnippeln dürfen? Wir werden sehen.

Zurück zur Musik. Ich hätte mir gewünscht, dass Violine und Cello auf dem Album noch ein wenig stärker zur Geltung gekommen wären. Die klingen nämlich richtig toll, wenn sie denn zum Einsatz kommen. Oft bleiben sie leider nur im Hintergrund. Besonders gut finde ich ebenfalls die Gitarrenarbeit des Albums. Vor allem die akustischen Parts sind hervorragend.

Wird Zeit, sich Frau Dr. Stücker und Herrn Dr. P mit ihrer Luftschiff-Besatzung einmal live auf der Bühne anzuschauen, wenn sie ihre Dampforgeln stöhnen lassen. Die aktuellen Tourdaten gibt es auf der Website der Künstler. Energie!

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