Ich kann nicht vergeben           Hot

Thor Wanzek   24. November 2019  
Ich kann nicht vergeben

Hörbuch

Untertitel
Meine Flucht aus Auschwitz
Autor(en) oder Hrsg.
Verlag
Erscheinungsjahr
Format
MP3-CD
Anzahl Medien
1

Rückentext

Das einmalige Erinnerungsdokument erzählt, wie ein erst siebzehnjähriger Slowake in Auschwitz überlebte. Wie er sich vor der Willkür der SS und ihren Kapos schützte, wie er Strafen und Krankheiten überstand, sich bei den Widerstandskämpfern im Lager Respekt verschaffte und sogar einen seltenen Augenblick der Liebe erlebte. Mehr noch: wie er es als einer der wenigen schaffte, zusammen mit seinem Freund Alfréd Wetzler dieser hermetisch abgeriegelten Hölle zu entfliehen. Doch dieser junge Mann war nicht allein auf seine Freiheit bedacht, sondern versuchte alles, um die letzte große Massenmordaktion der Nationalsozialisten, die Deportation der ungarischen Juden, zu verhindern. Tatsächlich rettete der im April 1944 erstattete Vrba-Wetzler-Bericht hunderttausend Menschenleben.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
10,0
Atmosphäre 
 
10,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
10,0
Gesamtwertung 
 
10,0

„Der vage Verdacht, den ich vergeblich zu verdrängen versucht hatte, stimmte: Ich war in einer Todesfabrik, in einem Vernichtungszentrum, in dem Tausende und Abertausende Männer, Frauen und Kinder vergast und verbrannt wurden. Nicht so sehr, weil sie Juden waren, auch wenn das sicher ein vorrangiger Gedanke im kranken Gehirn des Führers war, sondern weil sie mit ihrem Tod einen Beitrag zur deutschen Kriegführung leisteten.“

Dies ist eine Überlegung, die sich an zahlreiche detaillierte Beobachtungen anschließt, und die sich der Slowake Rudolf Vrba einprägte und nach seiner Flucht aus Ausschwitz notierte. Die Möglichkeit, seinem Bericht Gehör zu schenken, ist dank der famosen Lesung von Peter Bieringer ein Geschenk für all jene sonst vielleicht Lesefreudigen, die mit der Lektüre dieses Buchs jedoch mehr als zu kämpfen hätten. Mir zumindest geht es so: Bieringers starker Vortrag trägt durch Erinnerungen an einen Lebensabschnitt, in welchem der junge Slowake Rudolf Vrba Zeuge wird von Mord und Totschlag, von der brutalen wie effizienten Massenvernichtung von Menschen. Seine Aufzeichnungen sind uneingeschränkt lesens- bzw. hörenswert - und mit ihrem klaren Blick auf fürchterlichste Grausamkeiten dennoch oft genug kaum zu ertragen.

Was Vrba - sehr im Gegensatz zu Populisten und „Meinungsmachern“ auch heute - bravourös gelingt, ist eine feine Differenzierung, die sicher niemand von einem Menschen erwarten darf, der über Jahre hinweg ständig der Gewalt und der allgegenwärtig drohenden eigenen Vernichtung ausgesetzt war. Und dennoch: Vrba berichtet wiederholt auch von Menschen, die angesichts all des Horrors ihre Menschlichkeit soweit möglich bewahren, und die ihn überraschen. Diese Differenzierung überwindet jegliches Schwarz-Weiß-Denken sowie vereinfachende Zuschreibungen. Sie beschämt somit umso mehr all jene, die heute nichts Besseres zu tun haben, als über Menschen zu urteilen, die sie nach oberflächlichen Kritierien dieser oder jener Gruppe (Herkunft, Religion, Hautfarbe, usw.) zurechnen. In Zeiten, in denen die Verharmlosung des Nationalsozialismus offenbar leider für immer mehr Menschen möglich wird, ist dieses Hörbuch ein Angebot, das zumindest auszugsweise an weiterführenden Schulen genutzt werden sollte. Der Eindringlichkeit der Schilderungen wird sich kaum ein Hörer entziehen können.

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