Als ob nichts geschehen wäre

Als ob nichts geschehen wäre Hot

Nico Steckelberg   28. März 2010  
Als ob nichts geschehen wäre

Hörbuch

aus der Reihe
Autor(en) oder Hrsg.
Erscheinungsjahr
Format
CD
Anzahl Medien
6

Rückentext

Ein Kult-Klassiker des subtilen Horrors! In einem großen viktorianischen Haus im Süden Londons leben sieben Kinder mit ihrer bettlägerigen Mutter. Als diese stirbt, begraben die Kinder sie im Garten. Isoliert und in panischer Angst vor dem Waisenhaus behaupten sie vor der Außenwelt, ihre Mutter sei krank und könne niemanden sehen. Sie leben weiter, als ob nichts geschehen wäre....

Dieser verschollene Klassiker des britischen Horrors von Julian Gloag, zu seiner Erstveröffentlichung in den Sechziger Jahren als Meisterwerk gefeiert und von Jack Clayton brilliant verfilmt, wurde von Jens Wawrczeck wiederentdeckt, und hält den Hörer mit seiner Mischung aus beklemmender Spannung, Komik und Pathos in Atem.

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
8,0
Atmosphäre 
 
9,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
5,0
Gesamtwertung 
 
8,0

Wenn eine Mutter mit ihren Kindern zusammen in einem Haus wohnt und plötzlich verstirbt... ja, was passiert dann? Der Roman „Als ob nichts geschehen wäre“ von Julian Gloag beschäftigt sich mit genau diesem Thema. In seiner Fiktion übernehmen die älteren Kinder die Mutterrolle und spielen den Außenstehenden eine heile Welt vor, während sie alleine in dem Haus wohnen und ihr leben geschickt selbst organisieren. Die Mutter liegt zu dieser Zeit bereits längst unter der Erde im Garten. Gloag zeigt dabei sehr interessante Facetten der Menschlichen Seele, wie z. B. das Instrumentalisieren der Religion (Stichtwort Glaube an die allgegenwärtige Geistesmutter) zu politischen Führungszwecken. Bei diesen Kindern herrscht keine Anarchie, sondern die Politik des Stärksten Glieds.

In den 1960er Jahren sorgte der Roman für großes Aufsehen. Eine Verfilmung gab es ebenfalls. Aus heutiger Sicht ist das Buch allerdings sehr geradlinig und hat ein ruhiges, fast schon klassisches Erzähltempo. Wer moderne Thriller gewohnt ist, wird seine Erwartungen an die Geschwindigkeit ein Stück weit zurück schrauben müssen. Aber dafür hat dieses Buch eine beängstigende, bedrückende Atmosphäre, die sich nach und nach aufbaut und bis zum Ende interessant und greifbar bleibt.

Wiederentdeckt wurde dieses Buch von Jens Wawrczeck (alias „Peter Shaw“ von den „Drei ???“) für seine eigene Hörbuchedition AuDoBa. Man merkt Wawrczeck seine Theatererfahrung die ganzen 6 CDs hindurch an. Die Charaktere klingen enorm authentisch. Und auch, wenn seine Stimme sehr hoch und jung klingt, kauft man ihm die verschiedenen Kinder-Figuren genauso ab wie den brutalen Vater und das neugierige, ältere Kindermädchen. Eine tolle Lesung, wenngleich (oder gerade weil?) Wawrczecks Stimme nicht den typischen Hörbuch-Klang hat.

Fazit: Interessant, gut gelesen, mit – aus heutiger Sicht – etwas zu langsamem Erzähltempo. Ansonsten ein gutes, atmosphärisch dichtes Hörbuch. Wirklich mal was ganz anderes. Am Ende singt der Interpret übrigens noch ein Schlaflied, was angesichts der düsteren Geschichte sehr kontrastreich ist.

© 2002 - 2024 Der Hörspiegel - Lesen, was hörenswert ist. --- IMPRESSUM --- DATENSCHUTZ