Kinski spricht Hot

Nico Steckelberg   22. Januar 2012  
Kinski spricht

Rückentext

Bereits vor seiner einmaligen Karriere als Filmschauspieler bewies KLAUS KINSKI sein darstellerisches Können - mit seiner Stimme. In nur fünf Jahren, von 1957 bis 1962, nahm er allein dreißig Sprechplatten auf. Darüber hinaus wirkte er in diversen Hörspielproduktionen mit. KINSKIS Erdbeermund-Rezitation von Francois Villon zählt sicherlich zu seinen bekanntesten Werken aus dieser Zeit. Doch seine Stimme verleiht auch anderen Klassikern neues Leben - KINSKI sprach zahlreiche Werke der Weltliteratur neu und in seiner unverwechselbaren Art ein. Auf dieser Doppel-CD findet sich eine Auswahl des beeindruckenden Rezitationswerks KINSKIS.

Unter anderem mit:

GOETHE: Erlkönig // BRECHT: An meine Landsleute // MAJAKOWSKI: Nieder mit dem Krieg // VILLON: Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund // NIETZSCHE: Dem unbekannten Gott // SCHILLER: Die Bürgschaft // BIENEK: Sechs Gramm Caratillo (Hörspiel) // RIMBAUD: Der Schläfer im Tal

Hörspiegel-Meinung

Story/Inhalt 
 
9,0
Atmosphäre 
 
8,0
Sprecher 
 
10,0
Aufmachung 
 
8,0
Gesamtwertung 
 
8,8

Klaus Kinski ist der breiten Masse heute vor allem bekannt als Fiesling aus den Edgar-Wallace-Filmen und einer der unbequemsten Interviewpartner, die man sich vorstellen kann. Dass Kinski ein großartiger Wortkünstler und Rezitator war, wird einmal mehr deutlich durch die nun erschienene Hörstück-Sammlung „Kinski spricht –Eine Auswahl seiner legendären Rezitationen“.

Neben Klassikern wie Goethes „Erlkönig“ oder Schillers „Die Bürgschaft“ gibt es einige kleinere Herzstücke der Sammlung. Während die meisten Auszüge mit starker Dramatik und massenhaft rollenden Rs versehen sind, stimmt er in Jack Londons „Eine wahre Geschichte“ zu einem gemäßigten, beinahe schon resignierten Sprachstil an, was das Schiffbrüchigen-Drama zu einem unbequemen und erschreckenden Realismus verhilft. Dieselbe Panik wird immer dann deutlich, wenn Kinski Personen in schier ausweglosen Situationen oder in großer negativer Emotion spielt. Kinski ist so eindringlich wie kaum ein anderer Schauspieler, wenn er Schillers „Der Taucher“ vorträgt. Erschreckend, wie boshaft, traurig und erbarmungslos direkt er die Erzählung „Der Traum des Raskolnikow“ aus Dostojewskis „Schuld und Sühne“ vorträgt. Die verrückte Erotik, die in Villons „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ mitschwingt, wird im Laufe der Rezitation zur puren Lust und wurde zur Legende. Das Hörstück „Sechs Gramm Caratillo“ nach Horst Bienek ist ein Hörspiel-Monolog zum Ende der Sammlung. Kinski spricht den Protagonisten, der mittels Tonband festhält, was in ihm und seinem Körper vor sich geht in den Minuten nachdem er ein tödliches Gift eingenommen hat um sein Leben zu beenden.

Eine gute Sammlung. Schwer und ernst.

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