Der Vampyr
oder Gespenstersommer am Genfer See

© 2004 Ripper Records
Rückentext:
Juni 1816 in der Villa Diodati am Genfer See In einer stürmischen Nacht vertreiben sich Lord Byron, sein Leibarzt Dr. Polidori, Percy Shelley, seine Geliebte Mary und deren Stiefschwester Claire die Zeit mit dem Lesen von Gespenstergeschichten. Aus dem anschließenden Autorenwettstreit gehen zwei der bekanntesten Figuren der Schauerliteratur hervor: „Frankenstein“ und „Der Vampyr“, jener aristokratische Blutsauger, der später als Vorbild für Bram Stokers „Dracula“ dienen sollte. Am knisternden Kaminfeuer erzählt ein gebrochener Polidori (A. Fröhlich), was in jenem Gespenstersommer geschah. Wir erfahren, daß einer der Gebrüder Grimm den eigentlichen Anstoß zu „Frankensteins“ Geburt gab und wie Lord Byron (J. Tennstedt) und „Der Vampyr“ zum Fluch für den jungen Mediziner wurden.

Hörspiegel-Meinung (ste):
„Der Vampyr“ ist die tragische Geschichte des John William Polidori, dem Leibarzt von Lord Byron, der kurz vor seinem 26. Genurtstag Selbstmord beging. Der Untertitel „Gespenstersommer am Genfer See“ lässt erahnen, dass es sich um eine schaurige Geschichte handelt. Nicht nur Polidori als Autor des „Vampyrs“, und Byron (ebenfalls als Verfasser unheimlicher Geschichten) sondern auch die spätere Mary Shelley („Frankenstein“) ist mit von der Partie.
Aus der Ich-Perspektive von Polidori wird diese ebenso gruselige wie traurige Story erzählt, teilweise als Lesung, teilweise als Hörspiel.

Die Hauptrolle des John Polidori erhielt Andreas Fröhlich, bekannt als Bob Andrews aus den drei ??? und Synchronstimme des „Gollum“ aus „Der Herr der Ringe“. In „Der Vampyr“ beweist er (wie bereits zuvor in einigen anderen Hörbüchern) wieder einmal, dass er auch ein hervorragender Sprecher ernster Rollen ist. Fröhlich wird einmal Deutschlands Sprecher Nummer eins werden, da bin ich mir sicher. Wenn ein Joachim Kerzel nicht mehr als Sprecher arbeitet, wird Fröhlich ein guter Nachfolger sein, wenn es darum geht, Kinotrailer zu synchronisieren.
Aber auch die anderen Sprecher sind Gold wert: Joachim Tennstedt (alias John Malkowich), Santiago Ziesmer („Sponge Bob“), Dorette Hugo, Marianne Groß u.a. sind mit dabei. Ein hochkarätiger Sprecher-Pool.
Der Soundtrack besteht größtenteils aus Geräuschen (Feuerknistern etc.), die Musik von Stephan Jacobi  ist unaufdringlich und unterstreicht die gespenstische Gesamtatmosphäre.

„Der Vampyr“ ist eine tiefgründige Phantastik-Geschichte mit Ausläufern ins Gruselige. Mit hervorragenden Sprechern und einer dicht gewobenen Atmosphäre.

Regisseur Frank Gustavus hat es also geschafft, sich nach seinen hervorragenden Erstlingswerken „Jack the Ripper“ und „Blackout“ um eine weitere Stufe positiv zu entwickeln. Dies hier ist großes Hörspiel.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )