Hörspiegel-Meinung (ste):
In ihrem Roman „Traumfänger“ berichtet
die Autorin Marlo Morgan, von tatsächlichen Ereignissen inspiriert,
von den Erfahrungen einer weißen Frau mit einem Aborigines-Stamm
während eines traditionellen „Walkabouts“ durch quer durch Australien.
Die Story: Als kleines Dankeschön
für ihre Arbeit mit jungen Aborigines wird die Amerikanerin Marlo
Morgan von einem Stamm der Australischen Ureinwohner eingeladen. Sie kleidet
sich, einem Empfang entsprechend, chic; Seidenkostüm, Bluse, hochhackige
Schuhe. Sie wird von einem Einheimischen am Hotel mit einem Wagen abgeholt
und quer durch den Australischen Busch gefahren. Am Ziel angelangt, erwarten
sie einige Eingeborene und laden sie zu einem sogenannten „Walkabout“ ein.
Zum ersten Mal darf eine Weiße, im Sprachgebrauch der Aborigines
„Veränderte“, an einer solchen Erfahrung teilnehmen.
Es beginnt eine wochenlange Reise durch
den Busch Australiens, ohne die Vorzüge der modernen westlichen Welt.
Die Amerikanerin legt ihre teuren Kleider ab, welche sogleich verbrannt
werden. Sie trägt fortan Stammeskleidung. Und so geht sie mit den
Aborigines auf einen langen Fußmarsch, der auch zu einer Wanderung
des Geistes wird. Es findet ein kultureller Austausch statt, dem Hörer
werden viele interessante Hintergründe über die Australischen
Ureinwohner, ihre Beziehung zur Natur und spirituelle, erdverbundene Lebensweise
nahegebracht.
Marlo Morgan bezeichnet ihr Werk „Traumfänger“
als Roman; als ein Geflecht aus fiktiven Erzählungen, inspiriert von
echten Erlebnissen. Und so weiß der Hörer nie: handelt es sich
hierbei nun um Wirklichkeit oder Fiktion? Das ist das Manko an der Geschichte.
Viele interessante, aber sehr außergewöhnliche (teilweise schwer
nachvollziehbare) Details, von denen man als Hörer nicht weiß:
ist das nun echt? Soll ich daran glauben?
Betrachtet man „Traumfänger“ als
einen Tatsachenbericht, so wird man bestimmt nicht enttäuscht, so
findet man viele interessante und detaillierte Beschreibungen von Tieren,
Pflanzen, Lebensweisen etc. Erwartet man bei „Traumfänger“ hingegen
einen spannenden Roman, so bemerkt man schnell, dass die Rahmenhandlung
zu dünn ist und die Übergänge der Handlungsstränge
zu schnell und ruppig erfolgen. Es fehlt mir an einigen Stellen der rote
Faden.
Das Highlight dieses Hörbuches ist
Ursula Illert. Sie setzt ihre Stimme immer sehr gekonnt ein und vermittelt
so eine dichte Atmosphäre. Sie wirkt stets sehr authentisch.
„Traumfänger“ erscheint nun, nach
der Romanvorlage und Hörbuch in MC-Form, auch als CD-Pack im Verlag
Steinbach Sprechende Bücher. Sechs Silberlinge im Maxi-Jewelcase,
das ganze im passend ursprünglich gestalteten Papp-Schuber, der gut
aussieht und dem Layout der Romanvorlage nachempfunden wurde.
„Traumfänger“ ist ein Hörbuch
für Menschen, die dem Alltagsstress entfliehen möchten, die andere
Welten und das harte Leben in der freien Wildbahn kennen lernen möchten.
Ursprünglich, anders, und ab und zu auch mit einer tonnenschweren
Moral. Ein Erlebnisbericht, ob wahr, ob unwahr, der mindestens so interessant
wie wundersam fremdartig ist.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |