Hörspiegel-Meinung (ste):
15 CDs. 1050 Minuten. Wort für Wort
– die vollständige Lesung. Der Hörverlag nimmt sich des zweiten
Teils von J.R.R. Tolkiens Herr-der-Ringe-Saga an.
Inhaltlich müssen wir über dieses epochale Werk an dieser Stelle sicherlich kein Wort mehr verlieren. Widmen wir uns also der Hörbuchumsetzung.
Nach dem Tode von „Gandalf“-Sprecher Achim Höppner, der ganz Hörbuch-Deutschland erschütterte, stand der Hörverlag vor einer großen Herausforderung. Wer kann das Erbe des großen Höppners antreten, der in seiner unnachahmlichen Art den ersten Teil von Tolkiens Trilogie zu einem grandiosen Hörbuch werden ließ? Höppners Nachfolger heißt Gert Heidenreich. Die Wahl fiel nicht ohne Grund auf ihn. Heidenreich und Höppner verband eine lange Freundschaft. Gemeinsam gründeten sie das Münchener „Theater in der Kreide“. Und so sagt Heidenreich selbst: „Der Herr der Ringe steht in der Erinnerungsspur unserer Freundschaft und so manche Figur darf an Achim anklingen.“ So darf man sich sicher sein, dass Höppners Nachfolger auch in dessen Sinne gewesen wäre.
Heidenreich liest gut betont. Nie zu stark aufgetragen, niemals „overacted“. Man darf von einer edlen, feinen und erhabenen Lesung sprechen, wenngleich der stimmliche Wiedererkennungswert nicht vollends mit dem Höppners mithalten kann. Sehr positiv fällt die authentische Dialektik bei der Aussprache der Eigennamen auf. Zudem schafft es Heidenreich, dass seine Rezitationsart dem Leser nie überdrüssig wird. Dies ist stets eine Kunst bei einem 15 CD-Hörbuch. Heidenreich beherrscht sie und stellt die Geschichte klar in den Vordergrund, wo Höppner mehr Wert auf die stimmliche Gestaltung der Charaktere legte. So bleibt dem Hörer eine größere Chance der Interpretation.
Die Aufmachung des Hörbuches kann sich sehen lassen: Eine dicke Box mit 15 einzeln in bedruckte Pappschubern verpackten, goldfarbenen CDs. Dazu ein 96 (!)-seitiges Booklet mit Illustrationen, Fotos, Hintergrundinformationen und Annalen. Sehr schön!
Auf alles, was den puristischen Tolkien-Hörgenuss beeinträchtigen könnte (Soundtrack, Soundeffekte), wird bewußt verzichtet. Einzig die Übersetzung von Wolfgang Krege dürfte hartgesottenen Herr-der-Ringe-Fans ein wenig sauer aufstoßen. Denn teilweise werden moderne Begrifflichkeiten verwendet, die nicht so recht in die Tolkien-Saga hineinpassen wollen. Das sollte jedoch nicht vom Hören abschrecken!
„Die zwei Türme“ ist ein grandioses
Hörbuch, und es wird nach dem Tode von Achim Höppner in einer
guten Tradition mit Stil fortgeführt.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |