© 2007 Argon Hörbuch
Hörspiegel-Meinung (ste):
Ein Killer, der seine Opfer einem Stunden
langen Todeskampf aussetzt, in dem er sie mehrmals von einer Giftschlange
beißen lässt – das ist schon ein harter Brocken für Sergeant
Moynihan. Es handelt sich offenbar um einen Ritualmord, denn neben der
gefesselten Leiche finden sich am Tatort auch noch biblisch anmutende Verse.
Und San Diego wird nach und nach von weiteren dieser Morde heimgesucht.
Doch die Spur führt den Ermittler von San Diego fort in ein abgelegenes
Provinzkaff. Hier gibt es gläubige, christliche Sekten, die einen
Schlangenkult betreiben – und Moynihan scheint auf der richtigen Fährte
zu sein. Kann er die Mordserie stoppen? Niemand will ihm Antworten geben.
Und allzu schnell findet sich Moynihan selbst verstrickt in ein viele Jahre
zurück liegendes Ereignis, dessen Ausläufer den Täter heute
zu seinen grauenvollen und unmenschlichen Taten animiert.
Ich gebe zu, dass ich anfangs dachte: „Lahm. Sowas gab es schon 1000 Mal vorher.“ Aber die Geschichte entwickelt sich und so ist der doch sehr geradlinige Standard-Thriller-Anfang nur ein schlechter Einstieg in eine viel spannendere Geschichte. Und auch im letzten Drittel der Story meint man wieder dieses Gefühl zu haben: Es wird jetzt alles zu geradlinig, zu vorhersehbar. Und zack: Da wird man eines besseren belehrt. Solche Überraschungsmomente hätten ruhig öfter vorkommen können. Der über weite Strecken hinweg vorherrschende „Thriller-Alltag“ hemmt die Entwicklung einer Atmosphäre, die potenziell noch besser hätte ausfallen können. Schade.
Wolfram Koch, Theater- und Filmschauspieler, liest das Hörbuch. Seine Stimme ist ruhig und unaufdringlich. Es fehlt vielleicht ein bisschen an Wiedererkennungswert. Das kann daran liegen, dass Koch die verschiedenen Charaktere des Romans stimmlich sehr ähnlich interpretiert. Es gibt „den Guten“, „die Frau“, „den ruppigen Gegenspieler“, „Den Neutralen“... und das war es beinahe schon.
Was mir sehr unangenehm aufgefallen ist, ist die Übersetzung eines Hiphop-Textes, der ausschließlich in deutscher Übersetzung im Hörbuch auftaucht. Das Reimschema stimmt nicht, das ganze krampft von vorn bis hinten. Hier hätte es ggf. auch die US-amerikanische Originalpassage getan mit einer deutschen Kurzzusammenfassung. So jedoch wird die Authentizität stark gehemmt.
Unterm Strich ist „Toxic“ jedoch ein ganz
guter Thriller, der seine Höhen und Tiefen hat, auf jeden Fall aber
mit einem Hoch endet. Und darauf kommt es schließlich an!
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |