Hörspiegel-Meinung (ts):
Jim Morrison hier näher vorzustellen
hieße Eulen nach Athen zu tragen. Kaum ein anderer Rocksänger
der 1960er Jahre ist so ausufernd in der Öffentlichkeit thematisiert
worden, wie der Sänger der legendären „Doors“. So gesellt sich
mit Philip Steeles romanförmiger Abhandlung der letzen Tage von Morrison
ein weiteres Produkt in einer endlosen Liste von Werken über den „Lizard
King“. Steele hält sich in seiner Adaption an Fakten, die aus der
Zeit des Pariser Exils bekannt sind, und schmückt diese in Dialoge,
die sich so abgespielt haben könnten. Gelesen wird das Hörbuch
von Ben Becker. Und hier wird einem schnell klar, dass er mit seinem tiefen
Timbre zwar der perfekte Erzähler für die Bibel sein kann, zu
dem Stoff über Morrison jedoch nicht so recht passen mag. Er müht
sich redlich, die verschiedenen Personen mit eigenen Stimmlagen zu sprechen.
Die Frauenstimmen klingen aus Beckers Rachen jedoch zu aufgesetzt. Der
pseudo-poetische Schreibstil von Steele setzt einen im Laufe des Hörbuchs
weiter zu, so dass man sich am Ende fragt, ob man die Zeit nicht lieber
hätte sinnvoller nutzen können. So aufregend und mysteriös
das Leben von Morrison auch gewesen sein mag, so wenig spannungsreich und
überzeugend wirkt diese Adaption. Da scheint ein Besuch des Pere Lachaise
Friedhofs in Paris, der letzen Ruhestätte von Morrison, eine bessere
Wahl zu sein.
Die Gestaltung der CD wirkt, als ob man das Digipack von einem Design-Praktikanten in Windeseile hat zusammenschustern lassen. Grünliche Farbe, schlechte Bildmontagen und ein spärliches Booklet löst nicht viel Freude beim Betrachter aus.
Die Musik wird für die Überleitung
der Kapitel genutzt und stammt ebenfalls aus Steeles Feder, der mit „City
Lights“ einen Dancefloor-Klassiker geschrieben hat. Dass Dancefloor und
Doors nicht zusammen passt, muss hier nicht weiter erörtert werden.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |