Hörspiegel-Meinung (ste):
Kai Meyer zählt zu den derzeit beliebtesten
und erfolgreichsten deutschen Autoren historisch-fantastischer Romane.
In letzter Zeit sorgte seine Jugendbuchreihe
„Sieben Siegel“ für eine Welle der Begeisterung, sowohl unter jungen
als auch älteren Lesern.
Nun endlich ist es soweit: Ab September
2002 sind die „Sieben Siegel“-Hörspiele im Handel erhältlich.
In Zusammenarbeit mit Kai Meyer haben Sascha Gutzeit und Nikolaus Hartmann,
die Jungs von Meteor-Hörspiele (siehe auch HÖRSPIEGEL-Interview
mit Meteor) die Buchvorlaugen in Hörspielskripte umgewandelt und dabei
hervorragende Arbeit geleistet.
Schnell gelingt dem Hörer der Einstieg
in die Fantasy-Grusel-Atmosphäre rund um die Freunde Kyra, Nils, Lisa
und Chris, die verschiedene Abenteuer in dem mittelalterliches Flair verströmenden
Städtchen „Giebelstein“ bestehen müssen. Hexen in Miniröcken
mit bösartigen Beschwörungsformeln und Krokodilleder-Handtaschen,
in denen gefräßige Fliegende Fische leben, darüber hinaus
eine Art magisches „Adressbuch“ und sehr seltsam anmutende Teesorten stehen
im Mittelpunkt dieser ersten „Sieben Siegel“-Folge. Eine ganz beachtlich
umfangreiche Geschichte, der es an Spannung zu keiner Minute mangelt.
Ich höre schon die Kritiker-Stimmen:
Na klar, ein weiterer Harry Potter-Abklatsch...
Falsch vermutet, denn die "Sieben Siegel"
sind einzigartig und fernab jeglicher Klischees des Fantasy-Genres. Wir
haben es hier mit Sicherheit auch mit keinem Potter-Trittbrettfahrer zu
tun. Schließlich steht der Name Kai Meyer nicht zuletzt für
innovativen Ideenreichtum, und ebendiesen bekommt der Hörer der „Sieben
Siegel“ vielerorts zu spüren. Faszinierend ist, dass es gelungen ist,
die für Kai Meyer typische schräg-morbide Grundstimmung einzufangen
und wiederzugeben.
Die Charaktere sind sprechertechnisch
gut besetzt und verkörpern ihre Rollen sehr glaubhaft. Alle Rollen
sind stimmlich gut auseinander zu halten, so dass dem Hörer ein stressfreier
Hörgenuss garantiert ist. Insbesondere Andreas von der Meden macht
als Erzähler eine sehr gute Figur.
Lediglich die Hexen gehen für meine
Begriffe bei ihren Beschwörungsformeln ein wenig zu exzessiv an die
Sache heran. Allerdings: Unter Anbetracht der Tatsache, dass die „Sieben
Siegel“ eine Jugendreihe sind, ist dieses überaus lebhafte Ausleben
der Hexen-Rollen genau richtig und wahrscheinlich sehr erwünscht.
:-)
Der Sound und die Geräuschkulisse
werden hervorragend eingesetzt. Die „Sieben Siegel“ sind Dolby-Surround-fähig.
Die musikalische Untermalung passt zum Thema und zur Grundstimmung. Lediglich
ein wenig zu ruhig ist mir die Titelmelodie ausgefallen. Eine schöne
Melodie, die mit allerdings ein wenig zu „laff“ instrumentiert wurde. Hier
hätte ich mir mehr Orchester-Sounds, gerade in Sachen Perkussion gewünscht.
Auch erinnere ich mich an eine „Spannungs“-Szene, die musikalisch gut unterstützt
wurde, nur leider wird diese Spannungs-Musik-Sequenz in „Loops“ zu oft
wiederholt, ohne dass ein Aufbau stattfindet. Dort könnte man mehr
draus machen.
Diese beiden Kleinigkeiten tun der überzeugenden
Gesamtatmosphäre jedoch keinen Abbruch! Gerade zur herbstlichen Jahreszeit
passt dieses Hörspiel wie kein zweites.
Der Start der „Sieben Siegel“-Hörspielreihe
ist den Wuppertaler Meteorlern mit der „Rückkehr des Hexenmeisters“
wahrlich gelungen, und ich warte schon jetzt voller Vorfreude auf die Geschichten,
die demnächst in Giebelstein passieren werden.
Für mehr Infos zur Serie und den Charakteren:
www.SiebenSiegel.de
.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |
(Nico Steckelberg, © 2002 Der Hörspiegel )