Hörspiegel-Meinung (ad):
In ihrem Roman „Das Gewicht des Wassers“
berichtet die Autorin Anita Shreve von einen grausamen Doppelmord, der
vor über einen Jahrhundert geschah, und einer jungen Fotoreporterin,
die langsam und Stück für Stück die Hintergründe des
Geschehens aufdeckt.
Dabei geht es auch um ihre Familie und
starke menschliche Gefühle.
Zur Story:
Eigentlich sind es zwei Geschichten, die
Anita Shreve in ihrem Roman erzählt.
Zum einen geht es um die Fotoreporterin
Jean, die zusammen mit ihrem Mann Thomas und ihrer kleinen Tochter Billy
auf einen Segeltörn vor die Küste Neuenglands geht. Begleitet
werden sie von Thomas' Bruder Rich, dem auch das Segelboot gehört,
und dessen junge und attraktive Freundin Adaline.
Jean ist jedoch auch beruflich unterwegs,
da sie Fotos der Isles of Shoals für ihre Zeitung machen soll. Auf
dieser Insel hat sich vor mehr als einem Jahrhundert ein grausamer Doppelmord
ereignet, bei dem zwei von drei dort wohnenden Norwegerinnen den Tod fanden.
Jean ist mehr und mehr fasziniert von
der Insel und ihrer Geschichte und liest viele Berichte und alte Aufzeichnungen
über den Mord. Schließlich hält sie einen Brief der einzigen
Überlebenden in den Händen....
Inzwischen verschlechtert sich die Stimmung
zwischen Jean und ihrem Mann. Immer wieder unterstellt sie ihm eine heimliche
Affäre mit Adaline. Aussprechen kann sie diese Verdächtigungen
jedoch nicht. So kocht die Stimmung zwischen den „Bootsbewohnern“ hoch
und es entwickelt sich auf dem Boot ein Netz aus Leidenschaft und Eifersucht....
Anita Shreve hat ein Buch geschrieben;
ein Buch über die Unfähigkeit Ängste und andere menschliche
Gefühle auszusprechen. Die Geschichten stammen aus unterschiedlichen
Zeiten, thematisieren jedoch beide die menschliche Ohnmacht der Beteiligten.
Der Brief der Überlebenden schildert
deren ganzes Leben und teilweise auch das der ermordeten Norwegerinnen.
Zu Beginn zieht sich der Bericht der Fotoreporterin über ihr Leben
und ihre Ehe etwas hin. Diese Hintergründe sind jedoch wichtige Bestandteile
der Gesamtstory.
Als nachteilig empfand ich die plötzlichen
Sprünge zwischen den Zeit- und Erzählebenen. Es bedarf großer
Konzentration, um nicht den Überblick zu verlieren.
Das Highlight dieses Hörbuches ist
Franziska Pigulla, bekannt z.B. als deutsche Synchronstimme von Dana Scully
aus „Akte X“. Sie weiss ihre Stimme gekonnt einzusetzen und vermittelt
so die beschriebenen Gefühle der verschiedenen Charaktere. Sie macht
ihre Sache exzellent und trägt den Roman sehr gut vor. Es ist sehr
angenehm, ihrer Stimme zu lauschen.
Die immerhin 6 CDs mit insgesamt 400 Minuten
sind nun im Verlag Steinbach Sprechende Bücher erhältlich und
befinden sich in einen formschönen Pappschuber.
Fazit:
„Das Gewicht des Wasser“ ist eine gut
vorgetragene Story mit zwei ineinander verflochtenen Teilgeschichten. Auch
wenn der oft sehr spontane Wechsel zwischen diesen Erzählungen zu
Verwirrungen führen kann, handelt es sich um einen spannenden Roman
mit einem überraschenden Ende.
Hörspiegel-Skala: | |
1. Story | ![]() |
2. Atmosphäre | ![]() |
3. Sprecher | ![]() |
4. Soundtrack | ![]() |
5. Aufmachung | ![]() |
ENDERGEBNIS (gerundet) | ![]() |