"Sex & Crime-Balladen"

© LIDO 2004
Rückentext:
Die Ballade ist die Soap-Opera des 19. Jahrhunderts: populäre Vorabend-Unterhaltung aus den Salons, die von entjungferten Pfarrerstöchtern, ermordeten Pagen, lüsternen Spielmännern und bebenden Busen erzählt. „Sex & Crime“ präsentiert die schauerlichsten Gruselschocker und Schmalzmonzetten aus der Feder deutscher Dichter: Heines „Nixen“, Goethes „Totentanz“ und Mörikes „Feuerreiter“ und viele andrer mehr.

Hörspiegel-Meinung (mb):
Worum es geht :
32 Balladen unterschiedlichster deutscher Dichter beinhalten diese zwei CDs. CD Nummer eins befasst sich mit dem „Crime“ - Thema, CD Nummer zwei ist dem Thema „Sex“ gewidmet.
Vertreten sind Werke von: Friedrich Hebbel, Eduard Mörike, Wilhelm Busch, Annette von Droste-Hülshoff, Johann Wolfgang von Goethe, Emanuel Geibel, Theodor Fontane, Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Conrad Ferdinand Meyer, Friedrich Schiller, Ludwig Uhland, Nikolaus Lenau, Samuel Christian Pape, Joseph von Eichendorf, Novalis, Frank Wedekind, Ludwig Thoma, Gustav Falke, August von Platen, Heinrich Heine und Mathias Claudius.
Einige Autoren sind mit mehreren Stücken vertreten.

Welches Genre erwartet den Hörer ?
Wie der Titel schon offeriert findet der Hörer auf diesen beiden CDs ausschließlich „Balladen“.

Wie ist das Hörbuch umgesetzt ?
 „Gelesen und erlitten von Michael Quast“ so steht es auf dem Cover. Und dies ist es auch was der Sprecher tut, er durchleidet die einzelnen Balladen stimmgewaltig und bis auf zwei Ausnahmen ohne zusätzliche Technische oder musikalische Unterstützung. Die Ausnahmen beziehen sich auf die Balladen „Der Heideknabe“ von Friedrich Hebbel und „Der traurige Mönch“ von Nikolaus Lenau. Diese erfahren musikalische Untermalung. Hebbels Ballade wird mit Musik von Robert Schumann unterlegt, Lenaus Text mit Musik von Franz Lizt.
Geliefert wird das Hörbuch in einem Pappschuber, der eine normale Kunststoff CD-Hülle enthält. In dieser Hülle befindet sich dann neben den beiden CDs ein umfangreiches Booklet, welches zu jeder einzelnen der enthaltenen Balladen einen kurzen Informationstext enthält. Zudem wird der Sprecher kurz vorgestellt.
Das Cover ziert ein in rot-schwarz gehaltenes Bild eines Vampirs, der sich über eine ohnmächtige Frau beugt.

Resümee/Abschlussbewertung mit Schulnoten :
Keine leichte Kost, die man mal so zwischendurch hören kann. Einige der Texte bedürfen der uneingeschränkten Aufmerksamkeit, um sie auch vollständig erfassen zu können.
Michael Quast gelingt es, die Texte allesamt in einer Art zu lesen, dass man gewillt ist zu glauben, er habe die Geschichten tatsächlich mit durchlitten. Mit viel Hingabe werden die einzelnen Balladen vorgetragen und man erkennt, welche Tragik sich hinter manchem Werk verbirgt. Natürlich kommt auch der komische Faktor nicht zu kurz, der vor allem durch Wilhelm Busch abgedeckt wird, der seinen Texten das Schmunzeln des Lesers/Hörers schon von vorn herein in die Wiege gelegt hat.
Alle Texte haben auf diesen beiden CDs ihre Daseinsberechtigung, keiner fällt aus dem gesteckten Rahmen. Die beiden vertonten Balladen sind in dieser Produktion die Ausnahme, zeigen jedoch gut, welches Potential frei wird, wenn man Balladen oder Gedichte mit Musik unterlegt und somit die Aussagen unterstützt.
Wer mehr in dieser Richtung musikalisch unterlegter Vorträge interessiert ist, dem seinen die beiden von Jürgen von der Lippe zusammen mit Mario Hene produzierten CDs „Die andere Seite“ und „Gute Stunde“ empfohlen, die sich dieser Thematik in hervorragender Weise widmen.

Zurück zum vorliegenden Hörbuch: Die Produktion ist sowohl seitens der sprachlichen als auch musikalischen Umsetzung überaus gelungen. Zudem ist das ausführliche Booklet zu loben, welches dem Hörer gute Hintergrundinformationen vermittelt. Eine CD, die nicht nur Freunden von Balladen oder Gedichten gefallen dürfte.
Note: 2+
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story(s)
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Michael Brinkschulte, © 2004 Der Hörspiegel )