Jan Seghers
"Ein allzu schönes Mädchen"

© 2004 Goya LiT
Rückentext:
Es beginnt wie ein Märchen. An einem kalten Wintertag taucht in einem Weindorf am Rande der Vogesen ein unbekanntes Mädchen auf. Eine Witwe gewährt ihr Unterschlupf. Nach dem Tod der alten Frau verschwindet die schöne Fremde wieder ins Nichts ... Frankfurt im Hochsommer. Als im Stadtwald die grauenhaft zugerichteten Leichen zweier junger Männer gefunden werden, überträgt man den unbequemen Fall Robert Marthaler, einem musikliebenden Melancholiker. Die Morde machen dem bedächtigen Hauptkomissar zu schaffen, denn alle Spuren weisen auf eine Frau als Täterin hin. Und dann gerät auch Marthalers Privatleben aus den Fugen, denn seine neue Mitbewohnerin Tereza ist eine ernsthafte Versuchung für den eigenwilligen Junggesellen ...

Hörspiegel-Meinung (ste):
Ein Mädchen, das so schön ist, dass es einem den Atem verschlägt – wer kann ihm schon widerstehen?
Wer dies nicht vermag, dem geht es an den Kragen, so zumindest scheint es zunächst in Jan Seghers Roman „Ein allzu schönes Mädchen“.
Alles beginnt mit zwei schrecklich zugerichteten Leichen. Robert Marthaler soll den Fall lösen. Er ist ein typischer Einzelgänger. All seine Ermittlungen weisen darauf hin, dass eine wundervolle junge Frau etwas mit dem Fall zu tun hat. Als dann ein Reporter in einem Hotelzimmer gefunden wird – tot und brutal hingerichtet – ahnt Marthaler bereits, was die Zeugenaussagen hergeben werden. Und in der Tat: Der Reporter wurde begleitet von einer Frau, deren Äußeres als Makellos beschrieben wird.

Seghers Krimi wirft abwechselnd Blicke auf die Ermittlungen der Polizei als auch in Marthalers Privatleben. Dazwischen Szenen, die unmittelbar vor den Taten stattfinden.

Seghers erfindet das Genre Ermittlungs-Thriller natürlich nicht neu. Romane dieser Art gibt es häufig, beispielsweise von Henning Manell oder Åke Edwardson. Den Unterschied macht das Drumherum. Deutschland, teilweise Frankreich. Aber ansonsten sticht dieser Krimi nur wenig aus der Masse der derzeit angebotenen Romane des Genres heraus. Ein knackiges, unerwartetes Ende hätte dies vielleicht vermocht, doch irgendwie verpufft die Lösung des Falles ein bisschen zu leise für meinen Geschmack. Nun ist „Ein allzu schönes Mädchen“ Seghers Krimi-Debüt. Es weist viel Potenzial für künftige Storys rund um Robert Marthaler auf.

Das Hörbuch von GoyaLiT wird auf insgesamt 4 CDs vorgetragen von TV-Kommissar Miroslaw Nemec. Er liest sehr präzise, bringt allerdings wenig Emotion in die Lesung mit ein. Das ist schade. Ein herausragender Sprecher hätte diesem Hörbuch sicherlich sehr gut getan. Schlecht macht Nemec das nicht, aber an die Leistung eines Dietmar Bär (ebenfalls Tatort-Kommissar) in den vertonten Eifel-Krimis kommt er beispielsweise einfach nicht heran.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )