Die Schwarze Stunde - Folge 1
"Der Geist des Bösen (Re-Issue)"
Geschichten von Edgar Allan Poe

© 2006 Hörspiele Welt / edel
Rückentext:
1. Die schwarze Stunde
2. Das Fass Amontillado
3. Das ovale Portraid
4. Der Geist des Bösen
5. Schatten

Bestellinfo:
www.Hoerspiele-Welt.de

Hörspiegel-Meinung (ste):
Als mir dieses Hörspiel in die Hände fiel, habe ich mich auf der Stelle gefreut. Eine CD mit Geschichten von Edgar Allan Poe, einem der Urmeister der morbiden, gruseligen Literatur, dann noch so herrlich stimmungsvoll „alt“ aufgemacht... die CD landete sofort in meinem Player.
Sie beginnt mit der düsteren Titelmelodie und einem Intro in Form eines Gedichtes, das von Irina Hunkas hallbesetzten Stimme gesprochen wird.
Ebenso spricht die Sprecherin (bekannt aus Crime Time) auch die Titel der nun folgenden Kurzgeschichten.

Die erste Story, „Das Fass Amontillado“, ist eine Mischung aus Monolog und Hörspiel, gesprochen von Olaf Pessler und Linus Kraus. Gleich zu Anfang erkennt man, dass man es hier mit Poe-Geschichten zu tun hat. Jeder Gedanke wird ausgesprochen, ja, jede Gedankenwindung detailliert vollzogen und dem Hörer offenbart. Es geht um Rache, und ihre grausam durchdachte Umsetzung, die in kaltblütiger Zielstrbigkeit vollzogen wird.
Die zweite Story „Das Ovale Portrait“, besteht, ebenso wie die restlichen Geschichten, aus einem Monolog. Schaurig düster, werden doch beim Hörer Vermutungen geweckt, die sich schrecklicherweise bewahrheiten sollen. Und das ist ja das typische an Poe: ein vielleicht gar nicht mal allzu bedrohliches Thema wird verfolgt und so auf die Spitze getrieben, dass es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. So auch hier.
Auch die Monologe „Der Geist des Bösen“ und „Schatten“ verfahren nach diesem Konzept.

Nun, bei der „Schwarzen Stunde“ haben wir es mit einem kleinen Meisterwerk zu tun. Vorausgesetzt man kennt und mag Edgar Allan Poe. Für Hörer, die sich ohne Vorkenntnisse ins Hörvergnügen schmeissen, mögen die langen, verwinkelten und nicht immer leicht nachzuvollziehenden Monologe ungewöhnlich, vielleicht gar langweilig erscheinen. Aber höchstens auf den ersten Blick. Denn verfolgt man die Storys Wort für Wort, so erkennt man die bitterböse Steigerung, Satz für Satz. Und auch, wenn diese Geschichten „frei nach E.A. Poe“ von Thomas Birker und Olaf Seider verfasst wurden, so ist der Geist von Poes Werken stets präsent und greifbar.

Musikalisch herrlich umgesetzt. Viel düstere Streichermusik, immer der jeweiligen Situation angepasst, mit tollen Steigerungen.
Auch die Sprecher haben mich überzeugt, vor allen Dingen Olaf Pessler leistet hier hervorragende Arbeit! Linus Kraus emotionalisiert seine Monologe mehr, dennoch gefällt mir Pessler besser. Eine typische Dokumentations-Stimme. Stets richtig betont, angenehm anzuhören, mit perfekt eingesetzten Sprechpausen und erschreckend ruhig, selbst dann noch, wenn es auf den Höhepunkt der Stücke zugeht, was in Verbindung mit der bedrohlichen Musik noch umso erschreckender wirkt.

"Die Schwarze Stunde" wird nun - nach vier Jahren - bei Hörspiele Welt wiederveröffentlicht. Zusammen mit dem neuen Vertriebspartner Edel.
 

Hörspiegel-Skala:
1. Story(s) 
2. Atmosphäre
3. Sprecher
4. Soundtrack
5. Aufmachung
ENDERGEBNIS (gerundet)
(Nico Steckelberg, © 2006 Der Hörspiegel )